«Autotechnik Days»
Die Hostettler-Fachtagung im Live-Ticker und mit Video
sco/jas/cst/kro. Die AGVS-Medien berichten aktuell über die «Autotechnik Days». Unser Newsdesk ist am Freitag und Samstag in der Messe Luzern vor Ort und liefert regelmässige Updates zu den Podiumsdiskussionen, Workshops und Vorführungen.
Die «Autotechnik Days» sind am 28. und 29. Februar von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
Rennfahrer Marcel Fässler und Berufsweltmeister Flavio Helfenstein im Gespräch.
«Rennen zu fahren ist Multitasking»
Samstag, 29. Februar 2020, 13.30 UhrIn einem spannenden Podium boten der Schweizer Rennfahrer und Motorsport-«Hall of Fame»-Mitglied Marcel Fässler und der Berufsweltmeister Flavio Helfenstein Einblicke in die Welt des Rennsports, aber auch in die Herstellung von hochwertigen Produkten für den Rennsport in der Schweiz.
Auf die Meilensteine seiner Karriere angesprochen erklärte Marcel Fässler: «Da gibt es viele. Der erste Schritt und Meilenstein war sicher, dass ich als Rennfahrer aus der Formel-Klasse rauskam und das Budget finden konnte, um in die nächste Klasse aufzusteigen.» Als Rennprofi sei ein weiterer wichtiger Schritt der Einstieg in die Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) gewesen. Aber auch als erster Schweizer den Langstreckenklassiker, die 24-Stunden von Le Mans, und dann 2012 die Langstreckenweltmeisterschaften gewinnen zu können, seien wichtige Karriereschritte gewesen. «Absolutes Highlight war für mich jedoch, dass ich das Formel1-Auto von Mikka Häkkinen einen ganzen Tag lang fahren durfte», so der Einsiedler, «Das war mega geil! Ich habe ja die DTM selbst erlebt, aber die Formel 1 ist schon nochmals ein anderes Level. Vor allem beeindruckte mich, wie schnell so ein Bolide zum Stillstand kommt.»
Im Moment ist der Schweizer Rennfahrer für Corvette in Amerika unterwegs. Mit der brandneuen Corvette C8.R in der Klasse GTLM hatten er und sein Team beim Rennen in Daytona jedoch Probleme mit dem Ölkühler, doch für den nächsten Le-Mans-Einsatz ist Fässler zuversichtlich: «Dieses Jahr wollen wir in Le Mans mit der Corvette in der GT-Klasse den Sieg einfahren. Das Team hat schon 20 Jahre Erfahrung, von daher sehe ich durchaus Chancen für uns.»
Und auf den Wandel im Rennsport und die unzähligen Tasten auf den heutigen Lenkrädern angesprochen, erklärte Fässler: «Rennen zu fahren, ist immer mehr zum Multitasking geworden. Man jagt, wird gejagt und muss trotzdem noch Sachen am Lenkrad einstellen». Und der Schweizer Langstreckenweltmeister ergänzt: «Audi hat mir damals ein Lenkrad nach zuhause geschickt, damit ich üben konnte. Denn, wenn man bei 300 km/h aufs Lenkrad schauen muss, um eine Einstellung an Motor, Bremsen, etc. zu ändern, wird es schwierig, Rennen zu gewinnen.» Der erfolgreichste Schweizer Motorsportler nennt es schlicht den Wandel der Zeit in seiner Branche und ergänzt mit einem Lächeln: «Wenn du das nicht mitmachst, dann bist Du nicht mehr schnell und somit nicht gefragt.»
Rennfahrer Marcel Fässler (l.) und Berufsweltmeister Flavio Helfenstein (r.) im Gespräch mit Moderator Andrea Pauli
Flavio Helfenstein, der mit seiner Firma Helftech Engineering erfolgreich Produkte und Fahrzeuge für den Motorsport entwickelt, verrät im Podium, dass er lieber der Mechaniker im Hintergrund sei als der Fahrer: «Es sind wirklich zwei Welten. Ich musste mich selbst für eine entscheiden: Will ich Fahrer sein oder derjenige, der den Boliden so baut, dass er Siege einfahren kann. Und wenn der Fahrer am Sonntag beim Rennen irgendwo einschlägt, dann muss der <Mech> wieder dran, damit bis zum nächsten Rennen wieder ein Auto bereitsteht.»
Der Berufsweltmeister von 2011 entwickelt zusammen mit seinem Bruder eigene Steuergeräte und andere Produkte für den Motorsport und blickte auf die schweisstreibenden Anfänge zurück. «Wir haben tagelange daran gearbeitet, dann sind wir gestartet, gefahren, stehen geblieben und mussten den Wagen wieder abschleppen. Wir haben viel gelitten, aber wir wollten einfach immer besser werden. Das hat uns stetig angetrieben und auch vorwärts gebracht», so Helfenstein. So eignete sich der Luzerner ein immer grösseres Know-how an, konnte das Wissen schliesslich in Produkte ummünzen, diese verkaufen und einbauen. Beleg dafür, wie erfolgreich die Helftech Engineering inzwischen unterwegs ist: Sie war am Wiederaufbau des Sauber C9 beteiligt.
Flavio Helfenstein ist sich zudem sicher: «Alternative Antriebsformen kommen auch in den Breiten-Rennsport. Noch sind sie wegen der Kosten in den Königsklassen zuhause.» Und der Garagist, der in Hildisrieden eine Toyota-Vertretung betreibt, hält fest, dass die einzige Konstante in der Branche der Wandel sei. «Wir können viel aus dem Rennsport lernen. Spannend nicht nur, dass ein normales Auto fährt, sondern auch zu welchem Preis es dies tut.» Und zum Abschluss unterstreicht Helfenstein nochmals, wie wichtig es sei, die Beziehung zu seinen Kunden zu pflegen: «Wenn der Kunde merkt, dass der Garagist seinen Job mit Liebe und Freude macht, dann gibt er den Wagen auch gerne dem Garagist und hat Vertrauen in dessen Arbeit.»
Nach dem Podiumsgespräch nahmen Flavio Helfenstein (l.) und Marcel Fässler, hier beim Probesitzen, natürlich auch noch den Rest der «Autotechnik Days» unter die Lupe.
Antriebstechnik: Die Komponenten und das korrekte Zusammenspiel untereinander
Samstag, 29. Februar 2020, 12 Uhr.
Die beiden SKF-Experten Christian Dellert und Julian Hahn zeigten im praxisnahen Workshops, den Aufbau und die Funktionsweise von Bauteilen und gingen auf Schäden und deren Ursachen ein.
Christian Dellert, SKF-Experte, erklärt die Aufbauweise der 1. Generation von Radlagern.
Die Antriebstechnik ist nur so gut, wie die Qualität der Bauteile und ihr Zusammenspiel. Ob Radlagereinheiten oder Antriebswellen: Julian Hahn und Christian Dellert von SKF gingen in ihrem Workshop näher auf die Komponenten der Antriebstechnik ein und erläuterten in Theorie und praxisnahen Beispielen Aufbau und Funktionsweise der Bauteile. «Die Radlagereinheit ist die wichtigste Verbindung zwischen Rad, Carrosserie und Strasse», betonte Christian Dellert. Deshalb sei es unerlässlich, dass die Bauteile korrekt eingebaut sind und sich untereinander effektiv ergänzen. Er stellte verschiedene Radlagersätze vor, von der ersten Generation, die im PW-Bereich kaum noch zum Einsatz kommen, bis hin zur 3. Generation mit integrierter Nabe und zusätzlich integriertem Flansch. Anhand von Schadensbildern zeigte er auf, was passiert, wenn bei der Montage Fehler passieren, Korrosion am Lager auftritt oder der Dichtring fehlt. Zuviel Druck, ungeeignetes Werkzeug, Schmutzeintritt seien etwa mögliche Ursachen. «Bei der Montage des Lagers sind alle anliegenden Bauteile immer auf Zustand oder Schaden zu überprüfen», sagte Christian Dellert, denn Radlagergeräusche würden von Kunden oft ignoriert. Julian Hahn ging anschliessend auf die Antriebswellen ein, die unter anderem für die Kraftübertragung, Lenkbewegung und Längenausgleich zuständig sind. «Ist die Antriebswelle schadhaft, macht sich dies meist über ein Klackern bemerkbar», so der SKF-Experte. Anhand einer Probefahrt würden sich solche Defekte häufig erkennen lassen.
Qualitativ hochwertige Kontakte
Samstag, 29. Februar 2020, 10.00 Uhr
Mitvertreten an den «Autotechnik Days» ist auch der AGVS der Sektion Zentralschweiz. Kundenberater Robert Mühlheim erklärt: «Viele hätten uns vielleicht nicht unbedingt hier erwartet. Aber es ist immer gut Präsenz zu zeigen. Und wir haben mit dem Stand gleich hinter dem Haupteingang eine perfekte Lage.» Die AGVS-Verantwortlichen machen die Besucherinnen und Besucher auf das breite Aus- und Weiterbildungsangebot des AGVS aufmerksam, zeigen aber auch auf, welcher Nutzen ein Garagist aus der Mitgliedschaft im Auto Gewerbe Verband Schweiz ziehen kann. «Wir hatten am ersten Tag viele qualitativ hochwertige, vor allem sehr interessierte Kontakte», bilanzierte Mühlheim zufrieden und freut sich heute auf den zweiten Messetag an den «Autotechnik Days» in Luzern.
Impressionen vom ersten Tag im Video
Freitag, 28. Februar 2020, 18.00 UhrErleben Sie im Video, die Highlights des ersten Tages der «Autotechnik Days» in der Messe Luzern.
Yuasa-Batterien wieder bei Hostettler Autotechnik AG
Die japanische Firma Yuasa spielte schon in den Anfängen der Entwicklung von wiederaufladbaren Batterien eine grosse Rolle. Auch im Zweiradbereich hat sie viele Fans. Nun gehört sie wieder zum Portfolio der Hostettler Autotechnik AG und ist dort zwischen der Eigenmarke Hoco sowie Varta angesiedelt. Senior Produktmanager Andreas Jurt freut sich zusammen mit René Köchli, Leiter Category Management, auf die Batterien von Yuasa. Sie gehören vor allem im Bereich der Start/Stopp-Systeme, aber auch bezüglich Hybrid-Fahrzeuge zu den Technologieführern. «Wir haben Calcium-Calcium-, AGM- und EFB-Batterien im Angebot», so Andreas Jurt, «spannend vor allem, wir können bei der Marke Yuasa Batteriegrössen anbieten, die wir sonst nicht haben.» Gut drei Viertel der japanischen Batterien-Varianten sind schon am Lager. «Yuasa hat eine sehr gute Datenbasis. Die ganzen Verknüpfungen und Informationen stimmen, was den Vertrieb erleichtert.» Die Yuasa-Batterien können ab sofort bei der Hostettler Autotechnik AG bestellt werden.Senior Produktmanager Andreas Jurt (links) und Leiter Category Management René Köchli vor der Yuasa-Batterie.
Showman mit Eintrag im Guinness World Records, der deutsche BMX-Athlet und -Freestyler Chris Böhm.
Chris Böhm sorgt für Action in Halle 4
Freitag, 28. Februar 2020, 16:15 Uhr.Am Nachmittag heizte der BMX-Athlet und -Freestyler Chris Böhm die Stimmung in der Halle 4 an. Er hält den Rekord für die meisten BMX-Gyrator-Umdrehungen in 30 Sekunden. Mit dem linken Fuss musste der Deutsche dabei auf der rechten Pedale seines BMX-Rades stehen und mit dem rechten Fuss das Rad in Bewegung setzen und so einen Kreis fahren. Beim Weltrekord durfte sich der 36-Jährige zudem nur mit der rechten Hand am Lenker festhalten. Zu coolen Musikbeats zeigte der Deutsche in der Messe Luzern einige unglaubliche Drehungen und Figuren auf seinem BMX-Rad und machte klar, wieso er zu den besten seines Faches gehört.
Kompetenz für die Werkstatt, Mehrwert für den Kunden
Freitag, 28. Februar 2020, 15:50 Uhr.Das digitale Serviceheft ist in den freien Werkstätten angekommen. Tobias Stephan, Leiter des Trainingscenters bei Continental, zeigte in einem gut besuchten Workshop den Nutzen des Tools auf.
Es ist ein Widerspruch in immer digitaler werdenden Zeiten: Noch heute liegen zahlreiche Service-Büchlein aus Papier in den Handschuhfächern von Millionen von Autos. Dabei gibt es viele Gründe, die für deren Ende sprechen: Ein digitales Serviceheft kann nicht verloren gehen. Der Kilometerstand ist für den Verkauf dokumentiert, ebenso alle Reparaturen. «Und das digitale Serviceheft ist ein kleiner Schritt zu Original-Wartungsplänen sowie zu Kampagnen und Servicemitteilungen», zählte Tobias Stephan auf, um dann gleich auf die Lösungen der verschiedenen Hersteller einzugehen.
«Eines vorneweg. Sie können sich nicht schnell beim Herstellerportal registrieren. Das scheitert schon am Wort ‘schnell’», so der Leiter des Continental-Trainingscenters. Aber es sei auch kein Hexenwerk. Stephan erläuterte die Portale der Volkswagen-Gruppe, von Mercedes, BMW, Ford, Mazda und Fiat, zeigte die Wege auf den einzelnen Websites auf und auch die preislichen Unterschiede. Denn die sind goss: Während einzelne Hersteller sämtliche technischen Aktionen kostenlos zur Verfügung stellen, bezahle man bei anderen praktisch für jeden Klick. Nichtsdestotrotz legte Tobias Stephan den freien Garagisten das digitale Serviceheft ans Herz: «Machen Sie es wir Profis und nutzen Sie das digitale Serviceheft. Es bedeutet Kompetenz für den Garagisten und einen Mehrwert für die Kunden!»
Sascha Vogel erläutert die Vorteile der unterschiedlichen Werkstattkonzepte.
Werkstattkonzepte für die Zukunft
Freitag, 28. Februar 2020, 15:00 Uhr.
Um den immer komplexer werdenden Garagenalltag zu bewältigen, hat die Hostettler Autotechnik AG verschiedene Werkstattkonzepte im Angebot.
Sascha Vogel von der Hostettler Autotechnik AG, erläutert in einem kurzen Workshop die Inhalte und Vorteile der drei Werkstattkonzepte «Autofit», «AutoPro» und «ATE Bremsen-Center». Er zählte etwa die unbegrenzte Anzahl der Kurse und das praktische betriebswirtschaftliche Nachschlagewerk auf, die zum «Autofit»-Konzept gehören. Genauso wie die Möglichkeit, Occasions-Garantien anzubieten oder über ein Bonitätsprüfungstool zu eruieren, ob potenzielle Neukunden wirklich zahlungswürdig sind oder nicht. Hauptteil und Vorteil des Konzepts ist jedoch sicherlich der Anschluss an das grosse Ersatzteillangebot mit 120’000 Fahrzeugteilen für mehr als 9000 Fahrzeugtypen und zahlreiche Dienstleistungen von Hostettler Autotechnik AG. Beim zweiten Konzept, «AutoPro», kam es für 2020 zu einer Neuordnung der Komponenten. «Dieses Werkstattkonzept ist modularer aufgebaut», so Vogel. «Es gibt das Modul Technik mit der ganzen Aus- und Weiterbildung à Discrétion. Aber auch dem Zugang zum Informationssystem h-technik oder einer Hotline.» Wer will kann auch noch das Modul Marketing oder das Modul Kommerzielles dazubuchen oder natürlich auch gleich alle drei Module zusammen. «Als drittes Werkstattkonzept möchte ich das ATE Bremsen-Center kurz vorstellen», so Sascha Vogel zum Schluss des Workshops. Wie der Namen schon verrät, zeigt es vor allem die hohe Kompetenz bezüglich Bremstechnik gegen aussen auf. Und bietet Zugang zu Bremsexperten.
Fabian Kallen, Head of Sales OEM & Process E-Mobility des Energiedienstleisters SPIE in der Messe Luzern.
«Die Werkstatt hat gute Überlebenschancen»
Freitag, 28. Februar 2020, 14.15 Uhr.
Um E-Mobilität ging es auch auf dem Podium mit Fabian Kallen von SPIE und Bernd Lembens von Continental. Dass die Zukunft dem Elektroantrieb gehört, darüber waren sich beide Referenten einig.
«Die E-Mobilität steht vor der Tür. Man kann sie nicht aufhalten», sagte Fabian Kallen, Head of Sales OEM & Process E-Mobility des Energiedienstleisters SPIE. Kallen malte ein ziemlich düsteres Bild des klassischen Aftermarkets und nutzte dazu Zahlen aus Deutschland. Prognosen zufolge soll der Umsatz von aktuell 790 Milliarden Euro durch die Elektrifizierung auf 538 Milliarden sinken. Rechnet man die Auswirkungen von Mobilitätsdiensten und autonomem Fahren in das Zukunftsszenario, reduziert sich dieser Umsatz auf noch 260 Milliarden.
Allerdings eröffne die neue Welt der Mobilität den Garagisten auch Chancen, so Kallen: Das vernetzte Fahrzeug und «Big Data» sorge auch für Mehrumsatz.
Bert Lembens, Leiter Sales Service Continental Independent Aftermarket, stellte die Frage, ob der Verbrennungsmotor ein Auslaufmodell sei. Die grossen Hersteller wie Daimler, Volkswagen oder BMW investieren Milliarden Euro in die Elektrifizierung ihrer Flotten. Gleichzeitig diskutieren Länder wie Dänemark und Schweden über ein Verbot von Verbrennern. Lembens sieht dennoch eine Parallelität der Antriebskonzepte. Laut seiner Einschätzung werden wir mit batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen, mit Wasserstoff und mit synthetischen Treibstoffen in die Zukunft fahren.
Die Arbeit in der Werkstatt werde sich stark verändern: Es wird weniger geschraubt, dafür wird sich der Garagist von morgen mit Software und als Mobilitätsanbieter beschäftigen. «Die Werkstatt hat gute Überlebenschancen. Reparieren wird nicht mehr die oberste Priorität haben. Der Garagist der Zukunft wird zur Anlaufstelle für Mobilitätsfragen», so Lembens. Und diese Mobilität müsse nicht zwingend automobil sein: Auf E-Bikes oder Scooter können laut dem Continental-Mann Teil dieser Mobilitätsservices sein.
Grosses Interesse an E-Garage
Freitag, 28. Februar 2020, 13.30 Uhr.
Auf grosses Interesse stiess die Präsentation zur E-Garage, Hostettlers neues Werkstattkonzept für Garagisten, die aktiv ins Zeitalter der Elektromobilität eintreten wollen.
Wie stark die Elektromobilität die Schweizer Garagisten bewegt, mussten jene Teilnehmer an den «Autotechnik Days» erfahren, die eine Minute zu spät zum Workshop im «Show-Truck» kamen. Sie fanden schlicht keinen Platz mehr im Raum. Mit E-Garage geht Hostettler in diesem Thema als Anbieter von Konzeptgaragen voran. Ziel ist es, den unabhängigen Garagisten als innovativen und kompetenten Partner für Fahrer von Elektro- und Hybridfahrzeugen zu positionieren. Die Hostettler Autotechnik AG realisiert das Projekt zusammen mit Partnern wie Autef, dem Kurszentrum für Autotechnik in Reiden. Bernward Limacher, Gründer von Autef, rief die anwesenden Garagisten dringend dazu auf, sich jetzt mit dem Thema zu befassen – und jenen Punkt nicht zu verpassen, wenn aus der Elektromobilität eine Breitenbewegung werde, denn jetzt «geht es richtig los».
Michelle Herzog ist für das neue Konzept der eGarage zuständig.
Der Autovisionär Frank M. Rinderknecht erklärt im Forum, welche Herausforderungen auf die Branche warten und stellte zudem sein Mobilitätskonzept MetroSnap vor.
Frank M. Rinderknecht: Veränderungen als Chancen sehen
Freitag, 28. Februar 2020, 11.10 Uhr.
Frank M. Rinderknecht, der Schweizer Autovisionär und Gründer von Rinspeed, eröffnete mit seinem Referat die «Autotechnik Days» in Luzern. Er zeigte auf, welche Herausforderungen auf den Garagisten und die Autobranche zukommen.
Mit dem MetroSnap, bei dem Fahrwerk und Aufbauten getrennt sind und daher eigene Wege gehen können, stellte Frank M. Rinderknecht vor einem Monat sein neustes Mobilitätskonzept vor. Bei den «Autotechnik Days», bei denen Garagisten, Lieferanten, Experten und die Industrie sich austauschen, machte er klar, welche Herausforderungen auf die Branche zukommen.
«Fragt man Kunden nach dem Motor ihres Wagens, wissen sie es. Doch was ist mit dem Prozessor des Smartphones? Wie gross der Tank des Autos ist, das wissen die meisten ebenfalls. Aber wie lange der Akku des Smartphones hält, da gibt es höchstens Schätzungen», machte der Zürcher auf das neue Verhältnis der Leute zu Technik aufmerksam. «Nur Funktionalität, Design und Image der Marke ist entscheidend für den Kauf des Smartphones. Das gleiche Verhalten wird sich auch auf die Autos übertragen.»
Der Autovisionär hat auch in der eigenen Familie beste Beispiele für das neue Mobilitätsdenken der Jungen. Er erzählte von seiner Tochter, der er zum 19. Geburtstag einen Fiat 500 Abarth geschenkt hatte. Sie habe ihm den Schlüssel aber drei Jahre später wieder zurückgegeben und mitgeteilt, es sei zwar alles OK mit dem Auto, aber sie benötige es in der Stadt schlicht nicht mehr. «Junge wollen kein eigenes Auto, die nutzen Uber. Und wenn der Uber-Fahrer in drei Minuten da ist, dann muss man künftig sehr, sehr markenaffin sein, wenn man auf den Mobilitätsdienstleister der eigenen Marke warten will», so Rinderknecht. Die Masse werde auf dem Mobilitätsmarkt zu einer immer wichtigeren Komponente. Daher würden auch Player wie Amazon, Alibaba oder Zalando auf den Mobilitätsmarkt drängen. «Die haben schon so viele Kunden, denen bieten sie nun einfach auch noch Mobilität an. Päckchen verschicken, die Logistik und das Wissen dahinter ist das Gleiche», erläuterte Frank M. Rinderknecht bei den «Autotechnik Days».
Moderator Andreas Pauli (links) im Gespräch mit Frank M. Rinderknecht.
Er machte den Anwesenden Garagisten und Zulieferern aber auch klar, dass sie offen sein sollten für Veränderungen und dass die Elektromobilität kommen wird. Rinderknecht sagte: «Die Veränderung kommt, wann, wo und wie ist nicht bekannt. Und es ist nicht der Autohersteller, sondern viel mehr die Politik, die diese Veränderungen vorantreiben wird: über Verbote und Reduzierung des Individualverkehrs.» Der Autovisionär sieht aber auch Chancen: «Ich kann Veränderungen ablehnen, oder ich kann Veränderungen annehmen und mich möglichst früh damit beschäftigen und so Wissen und Reputation aufbauen.»
Selbst wenn Rinderknecht mit dem MetroSnap ein autonomes Fahrzeugkonzept vorstellte, glaubt er nicht an den sofortigen Durchbruch des autonomen Fahrens. «Vollautomatisierte Autos werden den heutigen Autos nicht ähnlich sehen, sondern ein komplett neues Geschäftsfeld eröffnen», so Rinderknecht. Und erläuterte seine Idee von einem Chassis (= Skateboard), in dem alle teure und zeitsensible Technologie steckt und das rund um die Uhr im Einsatz ist, und einem kleinen Aufbau (= Pod), der mit viel weniger zeitsensitiver Technik bestückt ist und jeder Zeit und je nach Bedarf ausgetauscht werden kann. «Wieso sollen sie als Kunden noch zum Service oder Dienstleister gehen, wenn der Dienstleister zu ihnen kommen kann.» Genau dafür ist der MetroSnap gedacht.
Abschliessenden machte Rinderknecht den Garagisten und Zulieferern nochmals Mut: «Die Veränderungen kommen, aber sie kommen nicht von heute auf morgen. 2030 werden wohl die ersten autonomen Fahrzeuge anrollen. Man hat also Zeit sich darauf vorzubereiten.» Als grösstes Kapital sieht der Autovisionär, der selbst einmal Garagist war, immer noch gute Mitarbeiter: «Leute die weiterdenken, die Ideen haben. Und nicht einfach das Handbuch wälzen. Leute, die sagen, ich flick das schon irgendwie, die sind wichtig für die Garage und die Branche.»
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