Das Wasserstoff-­Ökosystem

Schweiz als Vorreiterin bei H2-LKW

Das Wasserstoff-­Ökosystem

1. März 2023 agvs-upsa.ch – In der Schweiz ist in den letzten Jahren auf privatwirtschaftliche Initiative hin ein sektorübergreifendes Wasserstoff-Ökosystem aufgebaut worden. Wegen der hohen und ­massiv schwankenden Energiepreisen trat Hyundai beim Ausbau nun zwischenzeitlich auf die Bremse – die Details.

wasser-artikel-1.jpgChristian Galli (GK Grünenfelder) und Kay Simon (Mewa) erhalten von Daniel Keller ­(Hyundai Hydrogen Mobility) den Schlüssel für ihren ­H2-LKW, einen der ersten Hyundai Xcient Fuel Cell der zweiten Generation, für den Einsatz in Deutschland. Quelle: Hyundai Hydrogen Mobility

jas. Zusammen mit mehr als 20 namhaften Schweizer Unternehmen und Spediteuren wollten die Hyundai Hydrogen Mobility und die Hydrospider AG, Produzentin und Distributorin von grünem Wasserstoff, das «Henne-Ei-Problem» beim H2-Antrieb lösen. Dazu wurden bis heute schweizweit zwölf öffentliche Wasserstoff-Tankstellen aufgebaut und wurde viel zur Dekarbonisierung des Schwerverkehrs beigetragen. Mehr als fünf Millionen zurückgelegte Kilometer mit Hyundais Xcient Fuel Cell, den weltweit ersten Serien-LKW mit H2-Antrieb, zeigen: Das schweizerische Wasserstoff-Mobilitätssystem funktioniert. Wie gut und welche Herausforderungen noch zu meistern sind, dazu nimmt Daniel Keller, Chief Operating Officer der Hyundai Hydrogen Mobility AG, Stellung.

Herr Keller, im Herbst wurde von einigen Medien behauptet, das Schweizer Wasserstoff-Projekt sei am Ende. Wieso fahren die Hyundai-Trucks doch noch klimaneutral über Schweizer Strassen?
Daniel Keller: Die Behauptung entbehrte jeder Grundlage. Im aktuellen Umfeld mit den Verwerfungen auf dem Energiemarkt haben wir bloss das Tempo für die Einführung neuer Nutzfahrzeuge gedrosselt. Damit stützen wir die aktuell laufenden Nutzfahrzeuge, die zurzeit – kumuliert – mehr als 65000 Kilometer pro Woche zurücklegen.

Bis 2025 sollte die Anzahl hierzulande massiv gesteigert werden und auf 1000 LKW klettern.Wie sehen die Pläne von Hyundai aktuell aus?
Mit konkreten Zahlen sind wir aktuell vorsichtig. Wir können aber klar bestätigen, dass der erfolgreiche Aufbau des H2-Ökosystems in der Schweiz weitergeführt wird. In Chur eröffnete im November eine neue Tankstelle – die zwölfte –, und im Kraftwerk Kubel SG nahm die zweite Wasserstoff-Produktionsstätte ihren Betrieb auf. Wir halten am Ziel fest, die Zahl der Fahrzeuge, die in Betrieb sind, in den kommenden Jahren signifikant zu steigern.

wasser-artikel-5.jpgDie H2-LKW sind bisher 5 Millionen Kilometer gefahren und haben so mehr als 4000 Tonnen CO2 eingespart. Foto: Hyundai Hydrogen Mobility

Erste H2-Trucks sind nun im Norden Deutschlands unterwegs. Welche Ausbaupläne ausserhalb der Schweiz haben Sie?
Das ist korrekt. Die Schweiz ging als Pionier voran. Jetzt ziehen die Nachbarländer nach – allerding unter anderen Voraussetzungen. Während der Aufbau in der Schweiz auf privatwirtschaftlicher Basis erfolgte, profitieren die Transporteure zum Beispiel in Deutschland von Fördergeldern. Das beschleunigt natürlich die Einführung neuer Technologien – was mit dem Ziel von Netto-Null auch unbedingt notwendig ist.

Über fünf Millionen Kilometer wurden von den H2-LKW in der Schweiz abgespult. Was waren die grössten Herausforderungen dabei?
Die klassische Huhn-oder-Ei-Frage. Der Aufbau der Tankstelleninfrastruktur war eine Herausforderung. Mit zunehmender Anzahl von Tankstellen weiteten sich auch die Einsatzmöglichkeiten der LKW aus. Wir sind auf dem besten Weg, schon bald in der ganzen Schweiz Wasserstoff-LKW im Einsatz zu sehen, da das Tankstellenetz weiter wächst.

wasser-artikel-2.jpgDank grünem Wasserstoff sind die Hyundai-LKW in der Schweiz CO2-neutral unterwegs. Foto: Hyundai Hydrogen Mobility

Die 47 Hyundai-LKW in der Schweiz zählten zur ersten H2-LKW-Generation, die zweite Generation steht bereit. Was sind die wichtigsten technischen Neuerungen?
Die neuen LKW sind effizienter, was wiederum einen positiven Einfluss auf die Betriebskosten haben wird. Zudem konnten wir den Aufwand für die Wartung reduzieren, was sich ebenfalls in geringeren Betriebskosten auszahlt. Die wichtigsten technischen Unterschiede sind die neuen, leichteren Wasserstofftanks und ein leichterer Motor bei gleicher Leistung.

Aktuell rund 400 Kilometer Reichweite, das ist für einen LKW, der idealerweise im Dauereinsatz steht, ohne dichtes Tankstellennetz eine Herausforderung. Schränkt dies die Einsatzmöglichkeiten ein?
Mit aktuell zwölf Tankstellen auf der Achse Chur – St. Gallen – Zentralschweiz bis Bern und Lausanne können die Transporteure und Logistiker ihre Nutzfahrzeuge bereits sehr flexibel und vielseitig einsetzen. Dass Fahrten geplant werden, gehört im Transportsektor zum Alltag. Bisher wurde dies nie als Einschränkung aufgeführt.

wasser-artikel-4.jpgFür den Antrieb sorgen beim Hyundai zwei Brennstoffzellen-Aggregate, die ebenfalls für den Huyndai Nexo genutzt werden. Foto: Hyundai Hydrogen Mobility

Die Hyundai Xcient Fuel Cell werden im Pay-per-Use-Modell vermietet, bei dem vor der Benutzung eine individuell berechnete Kilometerpauschale ermittelt wird. Wieso verkaufen Sie die LKW nicht?
Das gilt für die Schweiz. Das System ermöglichte es, den gesamten Wasserstoff-Ökokreislauf in der Schweiz auf privatwirtschaftlicher Ebene zu starten und die weltweit ersten serienmässigen Wasserstoff-Nutzfahrzeuge auf den Markt zu bringen. Es entlastete unsere Kunden von der Investition in die Nutzfahrzeuge und schaffte für sie eine klare Basis für die Kalkulation. In der Schweiz sehen wir Pay per Use nach wie vor als das richtige Modell an.

Die H2-LKW wurden bislang mit Kühl- oder ­Trockenkoffer ausgeliefert. Sind auch andere ­Aufbauvarianten geplant?
Mit der Ausweitung unseres Einsatzfeldes werden weitere Aufbauhersteller dazukommen wie auch unterschiedliche Lösungen. Lanz Marti in Sursee konnte gerade einen Planenaufbau zertifizieren, der zuvor ausgiebig in Korea getestet wurde. Im ersten Quartal 2023 folgt eine Wechselbrückenlösung. Dazu müssen die Gastanks direkt am Chassis befestigt werden. Das erfordert natürlich weitere Entwicklungsarbeit, was einiges an Engineering und Testen mit sich bringt.

wasser-artikel-3.jpgTanken können die Wasserstoff-Fahrzeuge, ob LKW oder auch PW, inzwischen an 12 Tankstellen in der Schweiz. Foto: AGVS-Medien

Die Fahrzeuge müssen auch mal in eine Werkstatt. Wie stellen Sie hier die nötigen Kompetenzen und Infrastrukturen sicher?
In der Schweiz ist die Auto AG unserer exklusiver Servicepartner. Die Techniker, aber auch Ersatzteilleute und Kundendienstmitarbeitenden werden fortlaufend geschult, um ihre technischen Kompetenzen zu erhöhen. Dabei unterstützen wir auf allen Ebenen.

Weitere Infos unter: h2mobilitaet.ch   
 
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