Ein besonderer Wake-up Call von den Jungen

Perspektivenwechsel

Ein besonderer Wake-up Call von den Jungen

16. Januar 2024 agvs-upsa.ch – Ein grosser Wandel steht im Autogewerbe nicht nur in Sachen Antriebsarten an, sondern auch im Umgang miteinander. Dieser Wake-up Call des Nachwuchses hat es in sich. Cynthia Mira

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Nach dem Podiumsgespräch mit der Generation Z ist klar: Es braucht Innovationen und neue Wege, um den Nachwuchs im Autogewerbe zu halten und vor allem auch, um vom Potenzial von Frauen zu profitieren.

Zwei Frauen geschieht ein Missgeschick, sie kommen aus der Werkstatt mit einer verbogenen Stange zurück. Gleich fällt der Spruch, wie typisch dies sei, schliesslich seien sie ja Frauen. Mit solchen Sprüchen von männlichen Kollegen, die WorldSkills-Teilnehmerin Sophie Schumacher auf der Bühne eindrücklich schilderte, sehen sich weibliche Fachkräfte im Autogewerbe noch immer oft konfrontiert. Allerdings ist dies nur die eine Seite der Medaille. Denn es sind auch die Frauen, die in der Branche solche geschlechterspezifischen Urteile und Sprüche selbst reproduzieren. So lautet eine der spannenden Erkenntnisse aus ihrer Bachelorarbeit, über die Simone Ruckstuhl berichten konnte. Sie ist mitten im Prozess, die Zürcher Ruckstuhl-Garagen zu übernehmen. «Ich studierte Sozialwissenschaften und dachte eigentlich, dass die Arbeit über die Frauen im Autogewerbe auf eine einfache Erklärung von Stereotypen herauslaufen würde. Ich würde quasi von den Männern erfahren, dass es nicht mehr Frauen gibt, weil diese nichts mit Technik anfangen können und weil sie zickig sind.» Das Resultat sei dann aber anders gewesen: «Zu meinem Erstaunen sass ich bei Interviews vis-à-vis von Frauen, die genau dasselbe sagten. Ich hörte die Aussagen, dass die Frauen halt Sprüche aushalten müssen und dass sie meistens zu zickig sind und mit Technik nichts am Hut hätten.» Ruckstuhl habe dann gerne zurückgemeldet, dass die Person ja selbst eine Frau sei und sehr wohl etwas mit Technik zu tun habe. Auf der Bühne gab sie dann folgende Botschaft den Teilnehmenden mit auf den Weg: «Wenn wir im Autogewerbe in Bezug auf Frauenförderung innovativ sein und wirklich etwas verändern wollen, dann müssen wir die tieferliegenden Strukturen aufbrechen.» Für sie selbst seien diese Erkenntnisse ein Wake-up Call gewesen. Für die Aussagen der beiden Frauen auf der Bühne gab es mehrfach Szenenapplaus.

Das Podiumsgespräch leitete Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung Bildung. Er sprach zu den besten Nachwuchstalenten im Autogewerbe und damit zu jenen, die in den vergangenen Jahren mehrere Podestplätze bei Schweizermeisterschaften und internationalen Wettkämpfen erreichten. Maeder sprach unter anderem den Fachkräftemangel an und wollte von der Generation Z wissen, was ein Betrieb tun könne, um sie im Gewerbe zu halten. Noah Frey gewann in den letzten zwei Jahren zwei Mal die Bronzemedaille an den Schweizermeisterschaften und betonte die Wichtigkeit, dass die Firma einen in Sachen Weiterbildung unterstützt. «Ich mache derzeit die Weiterbildung zum Diagnostiker und erlebe von meinem Betrieb, der Amag, sehr viel Unterstützung», sagt er. Diese sei auch nötig.

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Denselben Weiterbildungsweg schlägt momentan auch Fabio Bossart ein. Der Vize-Europameister aus Schötz LU stand ebenfalls auf der Bühne und entschied sich für eine Anstellung in einem kleineren Familienbetrieb. Er sagt: «Es ist wichtig, dass man nach der Lehre das Gespräch sucht und nach dem eigenen Plan fragt. Es geht darum, auch auf die individuellen Wünsche einzugehen und zu schauen, inwiefern sich diese realisieren lassen.» Generell seien das Team und die Kultur entscheidend.

Bezüglich des Wandels hin zu neuen Arbeitszeitmodellen übergab Maeder nochmals das Wort an Simone Ruckstuhl. Sie meinte: «Ich erlebe es in meinem Betrieb so, dass es überhaupt nicht nur die Jungen sind, die mit solchen Wünschen kommen. Es ist ein gesellschaftlicher Wandel, und wir versuchen, auf diesen einzugehen.» Es sei nicht in allen Bereichen einfach, eine Teilzeitstelle anzubieten, aber sie würden sich hier auch erlauben, neue Wege zu suchen und gelegentlich zu scheitern. Nur so sei es möglich, eine Lösung zu finden, anstatt gleich zu Beginn zu sagen, dass man das aus Prinzip nicht mache. Dasselbe gilt auch im Familienbetrieb von Florent Lacilla, dem aktuellen Weltmeister. Auch bei ihnen sei Teilzeit ein Thema, wie er sagte: «Bei uns arbeitet ein Mechatroniker 70 Prozent. Klar muss man manchmal am Wochenprogramm herumschieben, aber es ist möglich.» Für ihn persönlich hat sich mit seinem Erfolg an den Wettkämpfen auch in der täglichen Arbeit vieles verändert: «Die Anerkennung und das Selbstvertrauen sind gestiegen, ich habe viel über mich gelernt und kann mit Stress besser umgehen. Und: Ich habe in der Werkstatt vor nichts mehr Angst, das ist sicher auch ein Pluspunkt», sagte er lachend. Seine Motivation, täglich im Autogewerbe sein Bestes zu geben, entspricht dem Tagungsthema: «Mich motivieren die unglaubliche Vielfalt und die verschiedenen Innovationen, die im Gewerbe derzeit anstehen.»
 
Die ausführliche Berichterstattung zum «Tag der Schweizer Garagisten 2024» lesen Sie im AUTOINSIDE 2/2024.



Alles über den «Tag der Schweizer Garagisten» 2024
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