Energiespeicher im Fokus

LiBa Protect Forum 2025

Energiespeicher im Fokus

4. März 2025 agvs-upsa.ch – Über 300 Tagungsteilnehmende besuchten das von Viktor Haefeli organisierte LiBa Protect Forum in Biberist. Der Grund für die Lokalität: Im Anschluss an die Tagung durften Interessierte die Firmen Libattion AG (Industrie- und Second-Life-Speicher) und Librec AG (Batterierecycling) besuchen. Andreas Senger


Über 300 Tagungsteilnehmende informierten sich zu Themen rund um Lithium-Ionen-Batterien und erfuhren von Referentinnen und Referenten aus der Branche interessante Neuheiten. Fotos: Redaktionsbüro Senger


Der Solothurner Regierungsrat Peter Hodel freute sich in seiner Begrüssungsansprache über die vielen Tagungsteilnehmenden des LiBa Protect Forums und betonte, dass der Standort Biberist SO die optimalen Standortbedingungen aufweise, um Batterierecycling, Wiederverwertung und auch Forschung anzusiedeln. Diese drei Hauptthemen, garniert mit Referaten zu den Themen Transport von Batterien, Diagnosemöglichkeiten, Brandschutz und Technologien, um Thermal Runaways beispielsweise frühzeitig auf einem Recyclinghof zu detektieren, rundeten die Tagung ab.

Unter den Tagungsteilnehmenden tummelten sich viele Vertretende von Abschleppunternehmen, der Kantone (MFK und Umweltbehörden) und von Versicherungen, aber auch Feuerwehrexperten, Brandschutzprofis und Aus- wie Weiterbildungsverantwortliche. Die ersten beiden Referenten zeigten ihre Vision der Energieversorgung und -speicherung der Zukunft auf. Noah Heynen, CEO Helion AG, erklärte, dass Photovoltaik und Windkraft die «Bandenergie der Zukunft» seien und das Dreamteam der Stromzukunft Photovoltaik zusammen mit Stauseen. Damit könnten Dunkelflauten überbrückt werden. Auch bidirektionales Laden und die Einbindung einer Traktionsbatterie eines Fahrzeuges in die Haushaltenergiespeicherung sind für ihn Schlüsseltechnologien: «Der Riesenspeicher eines BEV steht die meiste Zeit herum und kann ein Einfamilienhaus eine Woche lang mit Energie versorgen.» Dieselbe Meinung vertrat Martin Bolliger vom TCS: «Man braucht für den Energieausgleich Tag/Nacht die Steckerfahrzeuge.» Damit diese Idee auch in die Realität umgesetzt werden kann «müssen die Netze ein bisschen ausgebaut werden». Da aktuell die Hardware auf Fahrzeugseite bei Neufahrzeugen vorhanden ist, aber die deutlich teureren bidirektionalen Lademöglichkeiten fehlen, gehören die Ideen beider Referenten aktuell noch in die Sparte Entwicklungspotential für die Zukunft. Und Bolliger gab zu: «Der Bestand an Fahrzeugen braucht viel länger, um von fossilen oder hybridischen Antrieben auf rein elektrische zu wechseln.»


Organisator Viktor Haefeli (links) und Tagungsmoderator Jörg Kressig sorgten mit Professionalität, Wissen und Humor für einige Lacher während der Tagung und durften nebst vielen Teilnehmenden auch einige Firmen begrüssen, welche ihre für den Elektromobilitäts- und Lithium-Ionen-Batteriemarkt innovativen Produkte präsentierten.

Nachhaltigkeit und Ökonomie
Für Jonas Nordh von Scania Schweiz muss der Wechsel auch im Nutzfahrzeugbereich gut geplant und nachhaltig sein. Als Direktor «Nachhaltige Transportlösungen» ist es für Nordh nicht getan, einfach batterieelektrische Antriebe in Nutzfahrzeuge einzubauen. Vielmehr plädierte er für die nachhaltige Batterieproduktion mit nachvollziehbaren Lieferketten (Scania baut Batterien des aktuell in Schwierigkeiten geratenen Herstellers Northvolt ein).

Die europäische Batterieproduktion benennt der Nutzfahrzeugprofi als wichtige Hebelwirkung, um die CO2-Emissionen bei der Produktion zu minimieren. Eine Batterie, in Schweden bei Northvolt produziert, so Nordh, sorge für 80 Prozent weniger CO2-Emissionen als eine in China hergestellte. Auch sei es entscheidend, dass mit einer Batterie im Lastwagen 1,5 Millionen Kilometer ohne Probleme zurückgelegt werden können. Für den aktuellen politischen Kurs des Netto-Null-Ziels bis 2050 sieht Nordh als einzige Lösung die Elektrifizierung des Nutzfahrzeugantriebes mit der Energieversorgung über Batterien. Um die Rentabilität und den Praxiseinsatz zu gewährleisten, müsse aber ein leistungsfähiges Schnellladenetzwerk bereitgestellt werden.


Regierungsrat Peter Hodel begrüsste die Tagungsteilnehmenden und betonte die Wichtigkeit der Elektromobilität und der Lithium-Ionen-Batteriebranche.

Neue ADR-/SDR Vorschriften für Batteriebeförderung
Beat Schmied vom Astra präsentierte die aktualisierten Gefahrgutvorschriften. Insbesondere die Herausforderungen für Garagen standen bei seinen Ausführungen im Fokus. Während in der regulären Logistikkette bei der Beförderung einer Traktionsbatterie auf den Gefahrengutbeauftragten zurückgegriffen werden kann, sind die Garagen für die Beförderung oftmals auf die Garantieabteilungen der Importeure angewiesen, um den Versand des Gefahrgutes regelkonform und sicher durchführen zu lassen.

Durch Eva Jud Sierra wurden die kommenden Neuerungen in puncto Brandschutz aufgezeigt. Ein künftiger Brandschutznachweis soll bei Lagerung von stationären Batterien oder eingebauten Autobatterien einen Personen- und Sachwertschutz beinhalten. Ein nicht brennbarer Boden zur Lagerung und Rauchentsorgungsöffnungen im Gebäude sind die technischen Möglichkeiten. Jud Sierra gibt nicht nur für Garagistinnen und Garagisten den Tipp: «Das Aufteilen der Lagerorte ist meist günstiger als teure Brandschutzmassnahmen, wenn viele Batterien am selben Ort gelagert werden.»


Michael Derungs zeigte auf, wie die Feuerwehren durch alternative Antriebssysteme gefordert sind.

Herausforderung für Rettungsdienste
Michael Derungs, Wachtmeister und Fachspezialist für alternative Antriebe bei der Berufsfeuerwehr Zürich, präsentierte in seinem Referat auf humorvolle Weise, wie gross die Herausforderung für Rettungskräfte bei Einsätzen nach Unfällen oder Schadensereignissen sind. Anhand praktischer Fallbeispiele zeigte er auf, dass die Einschätzung der Gefährlichkeit durch die Hochvoltanlage nicht immer trivial ist. Sein Fazit: «Sind beschädigte, herausgerissene Hochvoltkabel ersichtlich, stufen wir die Situation für die Helferinnen und Helfer als gefährlich ein». Und ergänzt: «Wir von der Feuerwehr können nicht messen und sind dann auf Spezialisten angewiesen, welche die Spannungsfreiheit feststellen.»

Sowohl Derungs wie auch Marco Martino, Geschäftsführer Auto Strassenhilfe Schweiz (ASS), betonten, wie wichtig der Leitfaden und das Übergabeprotokoll sind, das auf der Homepage des Bundesamts für Strassen (Astra) und allen beteiligten Verbänden einsehbar ist. Es hilft den Rettungskräften und Abschleppunternehmen mittels Kategorisierung der Fälle und daraus resultierenden Handlungen beim gefahrlosen Umgang mit HV-Fahrzeugen (siehe Link unten).


Das Recycling von Batterien ist in der Schweiz aufgeteilt: Für Klein- sowie Traktionsbatterien ist die Batrec Industrie AG in Wimmis verantwortlich. Grosse Traktionsbatterien werden neu auch von der Librec AG in Biberist recycelt.

Dass die Beurteilung von beschädigten Batterien eine Herausforderung ist, betonte Bernward Limacher von der Firma Autef. «Die teils hohen Bergungs- und Nachbehandlungsarbeitskosten müssen von der Assekuranz bezahlt werden» erklärte der HV-Experte und ergänzte, dass seitens der Importeure vermehrt Spezialisten ausrücken, um Unfallfahrzeuge zu kategorisieren und hohe Kosten zu vermeiden.

Christian Ochsenbein, Leiter Swiss Battery Technology Center in Biberist, verriet in seinem Referat, dass die Zukunft des automatsierten Batterierecyclings im Kanton Solothurn angesiedelt wird. Konkret bedeutet dies, dass bei Libattion AG (Secondlife- Batterien) und Librec AG (Recycling von Lithium-Ionen-Batterien) zusammen mit der Forschung und Entwicklung an Zerlegungsrobotern gearbeitet wird, um den Prozess zu automatisieren und günstiger anbieten zu können. Philipp Rädecker (Leiter Batterierecycling Batrec Industries AG) und Jodok Reinhardt (Geschäftsführer Librec AG) zeigten zudem in ihren Vorträgen auf, dass bereits eine funktionierende Infrastruktur für Recycling in der Schweiz existiert und diese mit hohem Recyclinganteil wie auch geringen CO2-Emissionen betrieben werden kann. Aktuell sind die Rohstoffpreise sehr tief und ist das Recycling nicht kostendeckend. Dies kann sich künftig aber ändern.

Hier geht es zum Leitfaden des Astra zum Umgang mit HV-Fahrzeugen.
 
Feld für switchen des Galerietyps
Bildergalerie

Kommentar hinzufügen

3 + 7 =
Lösen Sie diese einfache mathematische Aufgabe und geben das Ergebnis ein. z.B. Geben Sie für 1+3 eine 4 ein.

Kommentare