Interview mit Zukunftsforscher
«Das Recht auf Reparatur ist entscheidend»
3. Mai 2022, agvs-upsa.ch – Elektrodominanz oder doch Technologieoffenheit, was bringt die Zukunft in der Autobranche? Auf was muss sich der Garagist einstellen? Einer der es eigentlich wissen müsste, ist Zukunftsforscher Stephan Sigrist von des Schweizer Think Tank «W.I.R.E.». Vom 12. bis 14. Mai 2022 geht Sigrist an den «Auto Technik Days» von Hostettler in die Details für die AGVS-Medien wirft er jetzt schon einen Blick in die Zukunft der Garagisten.
Quelle: W.I.R.E.
jas. Für Stephan Sigrist ist klar, dass nicht einfach alles auf Teufel komm raus digitalisiert wird, sondern nur das, was auch einen Nutzen verspricht. Für den Gründer und Leiter des Think Tank «W.I.R.E.» braucht es daher trotz aller Digitalisierung beispielsweise im Garagengeschäft mehr denn je Kundenorientierung – und ein Verständnis der künftigen Bedürfnisse. Mit seinem Team kümmert sich Sigrist schon länger um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Mobilität und auf das Garagengeschäft. Er räumt im Interview, aber sicherlich auch bei seinen Auftritten im Rahmen der «Auto Technik Days» vom 12. bis 14. Mai 2022 in Luzern mit einigen Mythen auf.
Herr Sigrist, zum Einstieg eine ganz naive Frage: Wie wird jemand «Zukunftsforscher»?
Stephan Sigrist, Gründer und Leiter von «W.I.R.E.»: Wir verstehen unsere Aufgabe mehr als interdisziplinäre Strategen. Man kann die Zukunft nicht im Detail prognostizieren, aber man kann vernetzte Systeme besser verstehen und daraus Planungsgrundlagen ableiten. Das hilft Organisationen, sich besser auf künftige Rahmenbedingungen vorbereiten können. Wir haben dazu mit W.I.R.E. einen eigenen Ansatz, basierend auf einer bereichsübergreifenden, aber auch kritischen Denkweise entwickelt, den wir heute mit Blick auf Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich anwenden. Doch zurück zur Frage: Durch ein grosses Interesse, sich mit dem Unbekannten und Neuen auseinander zu setzen – und den Wunsch einen Beitrag zur Gestaltung der Zukunft zu leisten.
Man muss die einzelnen Veränderungen differenziert betrachten. Neue (elektrische) Antriebsformen sind nicht gleichbedeutend wie autonomes Fahren oder Sharingkonzepten. Bei der Beurteilung des Potentials von neuen Lösungen ist es zentral, die künftigen Bedürfnisse von Nutzern, aber auch der Gesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen. In den letzten Jahren wurde gerade bei digitalen Lösungen davon ausgegangen, dass sich alles was machbar ist, auch durchsetzen wird. Dem ist nicht so: Was keinen klaren Nutzen stiftet – und betriebswirtschaftlich auch finanzierbar ist – wird sich kaum durchsetzen.
Wie sieht es bezüglich Elektromobilität aus?
Mit Blick auf ökologisch nachhaltige Antriebsformen ist der «Tipping Point» in vielen Märkten gefallen: Elektromobilität ist auf dem Vormarsch. Aus technischer Perspektive gäbe es Optionen, um eine nachhaltige Mobilität zu ermöglichen. Hier haben aber die regulatorischen Entscheide – mit China als Vorreiter – dazu geführt, dass Quoten zu einer schnellen Markteinführung beigetragen haben. Die aktuellen Verkaufszahlen und die Markterwartung zeigen klar, dass diese Entwicklung auch in der Schweiz nun schnell voran geht. Trotz vieler offenen Fragen – z.B. die Knappheit von seltenen Erden oder die fehlende Ladeinfrastruktur.
Quelle: W.I.R.E.
Und was ist mit autonomen Fahrzeugen?
Da sind wir zurückhaltender. Die Komplexität – und damit auch die Kosten – vollautonome Fahrzeuge im innerstädtischen Verkehr zu betreiben, ist enorm hoch. Selbst der VW-Vorstand hat ein solches Unterfangen unlängst mit einer «Mission zum Mars» verglichen. Wir sehen teilautonome Lösungen darum eher als realitätsnah – oder ein Einsatz auf extra für autonomes Fahren vorgesehene Strecken auf Firmenaralen oder allenfalls dafür vorgesehenen Strassen. Der private Verkehr mit Autos, egal ob mit Elektroantrieb oder Teilautonomie wird nicht ausreichend, um künftigen Mobilitätsanforderungen gerecht zu werden. Die Tendenz zu «multimodalen» Lösungen bei denen unterschiedliche Verkehrsmittel miteinander verknüpft werden ist der richtige Weg. Generell dürften dabei auch neue Verkehrsmittel dazu kommen, gerade für kurze Strecken dürfte die Vielfalt an Fortbewegungsmitteln zunehmen.
Worin werden sich Autos der Zukunft noch unterscheiden können?
Aktuell spielt vor allem die Interaktion mit den Insassen eine zentrale Rolle. Sensoren sollen dabei individuelle Stimmungen erkennen und so neue Erlebnisse schaffen. Ein Auto wird ähnlich wie ein Smartphone personalisiert. Wir sind auch hier kritisch, ob dies ein zu einer echten Differenzierung beiträgt. Dauernde Empfehlungen für die Anpassung von Licht oder Musik dürften schon bald langweilen oder nerven. Zudem gibt es viele Quellen für Fehler, die letztlich dazu beitragen, den Menschen zu entmündigen statt ihn wirklich zu unterstützen. Wenn die primäre Vision darin besteht, Fahrzeuge als digitale Devices auf Rädern zu verstehen, wird es zu einer noch stärkeren Vereinheitlichung kommen. Die Chance besteht neben eigenständigem Design und einfacher Bedienung – nicht möglichst vielen Features – vor allem darin, die Menschen bei den unterschiedlichen Funktionen der Mobilität zu unterstützen. Wir haben ganz andere Bedürfnisse, wenn wir geschäftlich unterwegs sind oder wenn wir einen Ausflug mit der Familie unternehmen. Hier ergäben sich mit Blick auf digitale Schnittstellen tatsächlich viele Optionen, diese stehen allerdings aktuell mit der Obsession auf möglichst viele Bildschirme oder individualisierbares Lichtambiente nicht im Vordergrund. Für echte Differenzierung reicht Ingenieurswissen nicht aus, auch hier müssen wir bei den künftigen Bedürfnissen ansetzen.
Quelle: AGVS-Medien
Die Elektronik wird in modernen Fahrzeugen immer wichtiger. Bis zu 200 Sensoren messen alles Mögliche und Unmögliche – von der Bewegung der Räder bis zum Verstellen des Fahrersitzes. Wird der «Automech» der Zukunft ein IT-Spezialist sein?
Ohne IT-Kenntnisse lässt sich schon lange kein neueres Fahrzeug mehr warten. Insofern, ja, das wird zu einem fixen Bestandteil für die Wartung von Fahrzeugen. Mit der wachsenden Masse von Elektrofahrzeugen wird es auch neue Kompetenzen brauchen, um diese Fahrzeuge zu warten. Mit Blick auf die zunehmende Fehleranfälligkeit, die gemäss neuen Studien gerade auch Elektrofahrzeuge betreffen – stellt sich natürlich die Frage, ob der Einbau von immer mehr Sensoren und anfälliger Technologie wirklich nachhaltig ist. Letztlich führt dies auch zu immer höheren Kosten, erschwerter Reparierbarkeit und vor allem, wie erwähnt, Pannenanfälligkeit.
Die Konsequenz daraus?
Ich könnte mir durchausvorstellen, dass sich eine Art von «low tech»-Lösungen durchsetzen werden, die auf nicht immer mehr, sondern weniger Komplexität bauen und so auch Reparaturen vereinfachen. Nicht zuletzt spielt hierbei auch die Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle, denn mit Blick auf die Knappheit von Rohstoffen, werden Autos, die wie Smartphones nicht mehr reparierbar sind und nach wenigen Jahren ausgemustert werden müssen, weder aus ökologischer noch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Hier kann die Oldtimer-Kultur durchaus als Vorbild dienen, denn diese Fahrzeuge werden nur für bewusstes Reisen eingesetzt und werden über eine sehr lange Zeit erhalten. Es ist auch zu überlegen, ob nicht bestehende Fahrzeuge umgerüstet werden könnten, um so die Lebensdauer der aktuellen Fahrzeugflotten zu erhöhen und nicht weiter zu reduzieren.
Die Fachkräftesituation im Autogewerbe ist angespannt. Mit der multimodalen Mobilität, die Sie regelmässig als Zukunftsszenario entwerfen, werden die Anforderungen weiter steigen. Werden wir in Zukunft überhaupt Werkstattpersonal haben, das diese multimodale Mobilität sicherstellen kann?
Die multimodale Mobilität beschreibt ja ein «Ökosystem» in dem unterschiedliche Fortbewegungsarten miteinander verknüpft werden. Für diese unterschiedlichen Fahrzeuge wird es auch Personal und Techniker brauchen, die software-, wie auch hardwareseitig Anpassungen und Reparaturen vornehmen können. Insofern wird den Garagisten die Arbeit nicht ausgehen. Wichtig ist aber, dass weiterhin die Möglichkeit besteht, die Fahrzeuge tatsächlich auch reparieren zu können. Mit der regulatorischen Forderung eines «right to repair» wird das auch für den Fahrzeug- und Mobilitätsmarkt zu einer nachhaltigen Grundlage, dass auch kleinere Anbieter eine Chance haben. Klar ist, es sind neue Kompetenzen und Fähigkeiten, die mit den traditionellen zusammenkommen. Damit diese Ökosysteme in die Realität übertragen werden können, braucht es einen Austausch zwischen Herstellern, Vertrieb und den Garagen, bei denen alle ihren Teil beitragen können.
Quelle: W.I.R.E.
Quelle: W.I.R.E.
jas. Für Stephan Sigrist ist klar, dass nicht einfach alles auf Teufel komm raus digitalisiert wird, sondern nur das, was auch einen Nutzen verspricht. Für den Gründer und Leiter des Think Tank «W.I.R.E.» braucht es daher trotz aller Digitalisierung beispielsweise im Garagengeschäft mehr denn je Kundenorientierung – und ein Verständnis der künftigen Bedürfnisse. Mit seinem Team kümmert sich Sigrist schon länger um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Mobilität und auf das Garagengeschäft. Er räumt im Interview, aber sicherlich auch bei seinen Auftritten im Rahmen der «Auto Technik Days» vom 12. bis 14. Mai 2022 in Luzern mit einigen Mythen auf.
Herr Sigrist, zum Einstieg eine ganz naive Frage: Wie wird jemand «Zukunftsforscher»?
Stephan Sigrist, Gründer und Leiter von «W.I.R.E.»: Wir verstehen unsere Aufgabe mehr als interdisziplinäre Strategen. Man kann die Zukunft nicht im Detail prognostizieren, aber man kann vernetzte Systeme besser verstehen und daraus Planungsgrundlagen ableiten. Das hilft Organisationen, sich besser auf künftige Rahmenbedingungen vorbereiten können. Wir haben dazu mit W.I.R.E. einen eigenen Ansatz, basierend auf einer bereichsübergreifenden, aber auch kritischen Denkweise entwickelt, den wir heute mit Blick auf Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich anwenden. Doch zurück zur Frage: Durch ein grosses Interesse, sich mit dem Unbekannten und Neuen auseinander zu setzen – und den Wunsch einen Beitrag zur Gestaltung der Zukunft zu leisten.
Die «Autotechnik Days» 2022 finden vom 12. bis 14. Mai statt
Die zweite Austragung der «Autotechnik Days» in der Messe Luzern wird nach der grossen Reifenwechselzeit vom 12. bis 14. Mai 2022 stattfinden und ist ein Forum mit einem breiten Mix aus Themen und Informationsformaten aus dem Aftermarket. Auch Mario Illien wird als einer der Stargäste an den «Autotechnik Days» vertreten sein, weitere Details zu den Podiumsdiskussionen, Fachvorträgen und zum Event in Luzern selbst, finden sich im Laufe des März unter: https://autotechnikdays.ch
Die Mobilität verändert sich: Technologien, Vertriebsmodelle, Formen der Mobilität beschäftigen die Industrie und damit auch das Gewerbe. Werden wir 2040 tatsächlich in elektrifizierten, autonom fahrenden Einheiten unterwegs sein, die wir via App anfordern?Die zweite Austragung der «Autotechnik Days» in der Messe Luzern wird nach der grossen Reifenwechselzeit vom 12. bis 14. Mai 2022 stattfinden und ist ein Forum mit einem breiten Mix aus Themen und Informationsformaten aus dem Aftermarket. Auch Mario Illien wird als einer der Stargäste an den «Autotechnik Days» vertreten sein, weitere Details zu den Podiumsdiskussionen, Fachvorträgen und zum Event in Luzern selbst, finden sich im Laufe des März unter: https://autotechnikdays.ch
Man muss die einzelnen Veränderungen differenziert betrachten. Neue (elektrische) Antriebsformen sind nicht gleichbedeutend wie autonomes Fahren oder Sharingkonzepten. Bei der Beurteilung des Potentials von neuen Lösungen ist es zentral, die künftigen Bedürfnisse von Nutzern, aber auch der Gesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen. In den letzten Jahren wurde gerade bei digitalen Lösungen davon ausgegangen, dass sich alles was machbar ist, auch durchsetzen wird. Dem ist nicht so: Was keinen klaren Nutzen stiftet – und betriebswirtschaftlich auch finanzierbar ist – wird sich kaum durchsetzen.
Wie sieht es bezüglich Elektromobilität aus?
Mit Blick auf ökologisch nachhaltige Antriebsformen ist der «Tipping Point» in vielen Märkten gefallen: Elektromobilität ist auf dem Vormarsch. Aus technischer Perspektive gäbe es Optionen, um eine nachhaltige Mobilität zu ermöglichen. Hier haben aber die regulatorischen Entscheide – mit China als Vorreiter – dazu geführt, dass Quoten zu einer schnellen Markteinführung beigetragen haben. Die aktuellen Verkaufszahlen und die Markterwartung zeigen klar, dass diese Entwicklung auch in der Schweiz nun schnell voran geht. Trotz vieler offenen Fragen – z.B. die Knappheit von seltenen Erden oder die fehlende Ladeinfrastruktur.
Quelle: W.I.R.E.
Und was ist mit autonomen Fahrzeugen?
Da sind wir zurückhaltender. Die Komplexität – und damit auch die Kosten – vollautonome Fahrzeuge im innerstädtischen Verkehr zu betreiben, ist enorm hoch. Selbst der VW-Vorstand hat ein solches Unterfangen unlängst mit einer «Mission zum Mars» verglichen. Wir sehen teilautonome Lösungen darum eher als realitätsnah – oder ein Einsatz auf extra für autonomes Fahren vorgesehene Strecken auf Firmenaralen oder allenfalls dafür vorgesehenen Strassen. Der private Verkehr mit Autos, egal ob mit Elektroantrieb oder Teilautonomie wird nicht ausreichend, um künftigen Mobilitätsanforderungen gerecht zu werden. Die Tendenz zu «multimodalen» Lösungen bei denen unterschiedliche Verkehrsmittel miteinander verknüpft werden ist der richtige Weg. Generell dürften dabei auch neue Verkehrsmittel dazu kommen, gerade für kurze Strecken dürfte die Vielfalt an Fortbewegungsmitteln zunehmen.
Worin werden sich Autos der Zukunft noch unterscheiden können?
Aktuell spielt vor allem die Interaktion mit den Insassen eine zentrale Rolle. Sensoren sollen dabei individuelle Stimmungen erkennen und so neue Erlebnisse schaffen. Ein Auto wird ähnlich wie ein Smartphone personalisiert. Wir sind auch hier kritisch, ob dies ein zu einer echten Differenzierung beiträgt. Dauernde Empfehlungen für die Anpassung von Licht oder Musik dürften schon bald langweilen oder nerven. Zudem gibt es viele Quellen für Fehler, die letztlich dazu beitragen, den Menschen zu entmündigen statt ihn wirklich zu unterstützen. Wenn die primäre Vision darin besteht, Fahrzeuge als digitale Devices auf Rädern zu verstehen, wird es zu einer noch stärkeren Vereinheitlichung kommen. Die Chance besteht neben eigenständigem Design und einfacher Bedienung – nicht möglichst vielen Features – vor allem darin, die Menschen bei den unterschiedlichen Funktionen der Mobilität zu unterstützen. Wir haben ganz andere Bedürfnisse, wenn wir geschäftlich unterwegs sind oder wenn wir einen Ausflug mit der Familie unternehmen. Hier ergäben sich mit Blick auf digitale Schnittstellen tatsächlich viele Optionen, diese stehen allerdings aktuell mit der Obsession auf möglichst viele Bildschirme oder individualisierbares Lichtambiente nicht im Vordergrund. Für echte Differenzierung reicht Ingenieurswissen nicht aus, auch hier müssen wir bei den künftigen Bedürfnissen ansetzen.
Quelle: AGVS-Medien
Die Elektronik wird in modernen Fahrzeugen immer wichtiger. Bis zu 200 Sensoren messen alles Mögliche und Unmögliche – von der Bewegung der Räder bis zum Verstellen des Fahrersitzes. Wird der «Automech» der Zukunft ein IT-Spezialist sein?
Ohne IT-Kenntnisse lässt sich schon lange kein neueres Fahrzeug mehr warten. Insofern, ja, das wird zu einem fixen Bestandteil für die Wartung von Fahrzeugen. Mit der wachsenden Masse von Elektrofahrzeugen wird es auch neue Kompetenzen brauchen, um diese Fahrzeuge zu warten. Mit Blick auf die zunehmende Fehleranfälligkeit, die gemäss neuen Studien gerade auch Elektrofahrzeuge betreffen – stellt sich natürlich die Frage, ob der Einbau von immer mehr Sensoren und anfälliger Technologie wirklich nachhaltig ist. Letztlich führt dies auch zu immer höheren Kosten, erschwerter Reparierbarkeit und vor allem, wie erwähnt, Pannenanfälligkeit.
Neben Zukunftsforscher Stephan Sigrist und Motorsportpapst Mario Illien sind weitere spannende Gäste an den «Autotechnik Days» 2022 in Luzern vertreten – jetzt dafür anmelden!
Die Konsequenz daraus?
Ich könnte mir durchausvorstellen, dass sich eine Art von «low tech»-Lösungen durchsetzen werden, die auf nicht immer mehr, sondern weniger Komplexität bauen und so auch Reparaturen vereinfachen. Nicht zuletzt spielt hierbei auch die Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle, denn mit Blick auf die Knappheit von Rohstoffen, werden Autos, die wie Smartphones nicht mehr reparierbar sind und nach wenigen Jahren ausgemustert werden müssen, weder aus ökologischer noch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Hier kann die Oldtimer-Kultur durchaus als Vorbild dienen, denn diese Fahrzeuge werden nur für bewusstes Reisen eingesetzt und werden über eine sehr lange Zeit erhalten. Es ist auch zu überlegen, ob nicht bestehende Fahrzeuge umgerüstet werden könnten, um so die Lebensdauer der aktuellen Fahrzeugflotten zu erhöhen und nicht weiter zu reduzieren.
Die Fachkräftesituation im Autogewerbe ist angespannt. Mit der multimodalen Mobilität, die Sie regelmässig als Zukunftsszenario entwerfen, werden die Anforderungen weiter steigen. Werden wir in Zukunft überhaupt Werkstattpersonal haben, das diese multimodale Mobilität sicherstellen kann?
Die multimodale Mobilität beschreibt ja ein «Ökosystem» in dem unterschiedliche Fortbewegungsarten miteinander verknüpft werden. Für diese unterschiedlichen Fahrzeuge wird es auch Personal und Techniker brauchen, die software-, wie auch hardwareseitig Anpassungen und Reparaturen vornehmen können. Insofern wird den Garagisten die Arbeit nicht ausgehen. Wichtig ist aber, dass weiterhin die Möglichkeit besteht, die Fahrzeuge tatsächlich auch reparieren zu können. Mit der regulatorischen Forderung eines «right to repair» wird das auch für den Fahrzeug- und Mobilitätsmarkt zu einer nachhaltigen Grundlage, dass auch kleinere Anbieter eine Chance haben. Klar ist, es sind neue Kompetenzen und Fähigkeiten, die mit den traditionellen zusammenkommen. Damit diese Ökosysteme in die Realität übertragen werden können, braucht es einen Austausch zwischen Herstellern, Vertrieb und den Garagen, bei denen alle ihren Teil beitragen können.
Quelle: W.I.R.E.
Was ist W.I.R.E. eigentlich?
Stephan Sigrist ist Gründer und Leiter des Think Tank W.I.R.E. Nach seinem Biochemie-Studium an der ETH Zürich und einer Dissertation am Collegium Helveticum war er in der medizinischen Forschung von Hoffman-La Roche tätig. Er analysiert seit vielen Jahren interdisziplinär Entwicklungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft und beschäftigt sich schwergewichtig mit den Folgen der Digitalisierung in den Life Sciences, Financial Services, Medien, Infrastruktur und Mobilität. Er ist Herausgeber der Buchreihe «Abstrakt» und Autor zahlreicher Publikationen sowie Keynote-Referent an internationalen Tagungen. An den Auto Technik Days vom 12. bis 14. Mai 2022 in Luzern wird Stephan Sigrist über die Herausforderungen in der Auto- und Garagenbranche sprechen. Mit W.I.R.E. berät er Entscheidungsträger bei der Entwicklung von langfristigen Strategien, begleitet Innovationsprojekte und unterstützt Unternehmen bei der Neugestaltung von zukunftsorientierten Räumen für Mitarbeiter und den Austausch mit Kunden.
Stephan Sigrist ist Gründer und Leiter des Think Tank W.I.R.E. Nach seinem Biochemie-Studium an der ETH Zürich und einer Dissertation am Collegium Helveticum war er in der medizinischen Forschung von Hoffman-La Roche tätig. Er analysiert seit vielen Jahren interdisziplinär Entwicklungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft und beschäftigt sich schwergewichtig mit den Folgen der Digitalisierung in den Life Sciences, Financial Services, Medien, Infrastruktur und Mobilität. Er ist Herausgeber der Buchreihe «Abstrakt» und Autor zahlreicher Publikationen sowie Keynote-Referent an internationalen Tagungen. An den Auto Technik Days vom 12. bis 14. Mai 2022 in Luzern wird Stephan Sigrist über die Herausforderungen in der Auto- und Garagenbranche sprechen. Mit W.I.R.E. berät er Entscheidungsträger bei der Entwicklung von langfristigen Strategien, begleitet Innovationsprojekte und unterstützt Unternehmen bei der Neugestaltung von zukunftsorientierten Räumen für Mitarbeiter und den Austausch mit Kunden.
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