Zu hohe Steuern in der Krise?
Gewerbeverband setzt sich für Garagisten ein
2. Dezember 2021 agvs-upsa.ch – Unterbrochene Lieferketten, verursacht durch die weltweite Chipkrise, belasten das Schweizer Autogewerbe. Neuwagen sind Mangelware und mit dem Jahresabschluss droht auch noch steuerliches Ungemach. Der Schweizerische Gewerbeverband und der AGVS sind nun aktiv geworden.
Quelle: Istock
sco. Wie stark die Halbleiterkrise auf den Neuwagenmarkt durchschlägt, zeigen die aktuellen Zulassungszahlen von Auto-Schweiz: Ende November 2021 lagen die Neuimmatrikulationen um 22,7 Prozent unter den Zahlen von 2019, vor der Corona-Krise. Die Folge: Viele verhinderte Neuwagenkäufer weichen auf den Gebrauchtwagenmarkt aus. Die Lagerbestände sind sowohl bei den Neuwagen wie bei den Occasionen historisch tief.
Und das wiederum hat steuerliche Folgen: Denn mit den Lagerbeständen sinken auch die Steuerreserven. Dies führt dazu, dass in vielen Unternehmen die Gewinne im Jahr 2021 massiv ansteigen, nicht aber die Liquidität. 2022, wenn die Lager nach dem absehbaren Ende der Halbleiterkrise wieder ansteigen und Reserven gebildet werden, werden diese Gewinne wieder sinken – bis in die Verlustzone. Die Situation ist gerade im kapitalintensiven Autogewerbe sehr unbefriedigend.
Die Garagisten sind in dieser Sache komplett vom Goodwill der jeweiligen Steuerbehörden abhängig, wie David Regli, Leiter Wirtschaftsprüfung bei der Figas, in einem Webinar mit rund 60 Teilnehmenden erklärte: «Wir wissen von Steuerbehörden, die das Anliegen sehr unkompliziert regeln, und von Steuerbehörden, die überhaupt nicht mit sich reden lassen.»
Auf dieses Problem reagiert nun der Schweizerische Gewerbeverband (sgv), dem auch der AGVS angeschlossen ist. In einem Schreiben an die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) und an die Schweizerische Steuerkonferenz (SSK), welche die kantonalen Finanzdirektoren in Fragen der Steuergesetzgebung berät, fordert der sgv, «dass den Unternehmen in den Jahren 2021 bis 2022 ein Mechanismus zur Stabilisierung der Reserve ermöglicht wird, der den Abbau und die Wiederauffüllung der Lagerbestände im Jahr 2022 umfasst». Die Steuerreserve würde dann auf den Durchschnittswert berechnet, der diese Schwankungen glätten würde. «Auf diese Weise würden die Steuerbehörden eine gewisse Stabilität bei der Steuererhebung finden», so der Gewerbeverband. Denn auch der Fiskus hat letztlich wenig von diesen unverschuldeten Schwankungen von (buchhalterischen) Gewinnen jetzt und Verlusten morgen.
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