Nur nicht verrückt machen lassen

Schweizer Meisterschaften

Nur nicht verrückt machen lassen

26. Juni 2023 agvs-upsa.ch – Zeitdruck, Nervosität und Publikum – der Weg an die Schweizer Meisterschaften ist herausfordernd und bringt die Teilnehmenden in ihrer noch jungen Berufskarriere weiter voran. Bereits an der Vorausscheidung am 1. Juli in der Mobilcity in Bern messen sich Top-Nachwuchskräfte. EuroSkills-Teilnehmer Fabio Bossart, Berufsweltmeister Florent Lacilla und Postenchef Markus Schwab sagen, was die Automobil-Mechatroniker/-innen an den Posten erwartet.


Die Vorausscheidung zu den Schweizer Meisterschaften ­besteht aus vier ­Posten: ­Getriebe, MFK-Test, ­Motordiagnose und Elektroschaltung. Fotos: AGVS-Medien

mig. In der Mobilcity wird die Konzentration hochgefahren. Phasenweise wird es äusserst ruhig sein, damit die 36 Teilnehmenden der Vorausscheidung für die Schweizer Meisterschaften ihre Bestleistung abrufen können. Das Kompetenzzentrum für Auto und Transport in Bern verwandelt sich am 1. Juli 2023 in eine Wettkampfstätte. «Der Nachwuchs arbeitet unter den Augen von ein paar Angehörigen, Kursleiter/-innen und Lehrpersonen sehr fokussiert. Die Stimmung ist sehr angenehm», schildert Markus Schwab, beim AGVS verantwortlich für die Automobiltechnik und die Prüfungen, seine Erfahrung von bisherigen Austragungen.

Teilnehmen an der Vorausscheidung für die Schweizer Meisterschaften dürfen Automobil-Mechatroniker/-innen mit Jahrgang 2002 und jünger, welche das EFZ bereits erhalten haben oder im Sommer 2023 ans QV gehen. Zu absolvieren gilt es vier Posten. Jeweils 25 Minuten haben die jungen Fachkräfte Zeit, sich den Fokusthemen Getriebe, MFK-Test, Motordiagnose und Elektroschaltung anzunehmen.

Über die Aufgabenstellung verrät Schwab nur so viel: «Sie bewegt sich vom Schwierigkeitsgrad her im ähnlichen Rahmen wie in den letzten Jahren. Wir versuchen, den realen Arbeitsalltag abzubilden.» Das heisst, die Posten sind weniger theoretisch als während eines Qualifikationsverfahrens. Man orientiert sich – wie an internationalen Wettbewerben üblich – an praxisnahen Aufgaben. «Auch das Bewertungssystem gleicht jenem der WorldSkills», erklärt Schwab. Denn im Idealfall qualifizieren sich die jungen Automobil-Mechatroniker/-innen für die Berufsweltmeisterschaften in Lyon 2024 (siehe Infobox). Zuerst gilt es nach der Qualifikation im Juli aber auch an den Schweizer Meisterschaften im September das Podest zu erklimmen.



Diesen Weg erfolgreich gemeistert hat der Luzerner Fabio Bossart. Als amtierender Schweizer Meister bereitet er sich derzeit für die EuroSkills im polnischen Danzig vor. Er erinnert sich gut an den Qualifikationstag in der Mobilcity: «Ich kann die Teilnahme an der Vorausscheidung allen empfehlen. Du lernst viel, triffst Gleichgesinnte und nimmst an einem gelungenen Anlass teil.» Damit niemand von der Nervosität übermannt wird, empfiehlt er, im Vorfeld nicht zu viel über den Wettkampf nachzudenken. Sich abzulenken, helfe. «Ich spreche jeweils mit den anderen und gebe am Posten alles», so Bossart. Dieser Einstellung bleibt er übrigens auch im Hinblick auf seinen Einsatz an den EuroSkills treu. Er möchte sich in den kommenden Wochen weiterhin so gut wie möglich darauf vorbereiten, damit er nach der Europameisterschaft sagen kann: «Ich habe mein Bestes gegeben.»

Sorgfältig lesen, gut kontrollieren
Berufswettkämpfe scheinen sowieso eine Spezialität des Schweizer Automobilnachwuchses zu sein. In bester Erinnerung ist, wie sich ­Florent Lacilla im November 2022 zum Weltmeister krönte. Er liess seine Konkurrenz hinter sich, weil er ruhig, methodisch und schnell arbeitete. «Bei den verschiedenen Aufgaben muss man die vielen Informationen tatsächlich sorgfältig lesen und das Fahrzeug gut kontrollieren. Begebt euch erst anschliessend auf die Fehlersuche», empfiehlt Lacilla. Auch er bestätigt, dass die Posten dem realen Arbeitsalltag entsprechen und man sich deshalb nicht zurückhalten soll, so wie in der eigenen Werkstatt zu arbeiten.

Angesprochen auf die erforderliche Geschwindigkeit sagt Postenchef Markus Schwab: «Die jungen Automobil-Mechatroniker und -Mechatronikerinnen sollen sich nicht verrückt machen lassen. Sie kennen den Zeitdruck vom QV her und die Aufgaben sind innerhalb der 25 Minuten lösbar.» Nicht unwesentlich ist der Faktor, dass der Wettkampf bereits während der Vorausscheidung und spätestens an den Schweizer Meisterschaften vor Publikum stattfindet. «Das ist spezieller, als wenn ab und zu der Werkstattchef über deine Schultern schaut», gesteht Schwab. Obwohl in diesem Jahr keine SwissSkills anstehen, hat sich der AGVS darum bemüht, die Schweizer Meisterschaften vor Zuschauer auszutragen.



Mit der Berufsmesse BAM (14. bis 18. September) wurde er fündig. Während diesen fünf Tagen tummeln sich 80 Ausstellende und 22000 Besuchende auf dem Areal der Bernexpo. Der Vorteil daran: Die jungen Fachkräfte lernen, im Hinblick auf einen möglichen Auftritt an den WorldSkills auch vor Publikum zu performen. Und die Autoberufe präsentieren sich den zahlreichen Oberstufenschüler/-innen von ihrer attraktivsten Seite. «Wir haben Top-Leute am Start», sagt Markus Schwab und bezieht diese Aussage sowohl auf die Vorausscheidung am 1. Juli als auch auf die Schweizer Meisterschaften im September.
 
Via Bern nach Lyon
Der AGVS sucht die besten Nachwuchskräfte aus dem Beruf Automobil-Mechatroniker/-in EFZ. Die Vorausscheidung für die Schweizer Meisterschaften finden am Samstag, 1. Juli 2023, in der Mobilcity in Bern statt. Zuschauer sind willkommen. Voraussichtlich 20 Kandidaten/-innen werden sich an diesem Tag für die Schweizer Meisterschaften qualifizieren. Diese werden vom 14. bis 18. September 2023 im Rahmen der Berufsmesse BAM auf dem Bernexpo-Gelände durchgeführt.

Die drei Medaillengewinner/-innen der Schweizer Meisterschaft messen sich anschliessend voraussichtlich am Euro-Cup, dem internationalen Selektionswettkampf. Wer dort gewinnt, reist an die WorldSkills in Frankreich. Vom 10. bis 25. September 2024 wird in Lyon um den Weltmeistertitel in «Automobile Technology» gekämpft.

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