31. AGVS-Frauenseminar
Warum Frauen die besseren Garagisten sind
Darf man bei Kunden, die nicht zahlen, einfach klingeln und eine Mitteilung hinterlassen, die für jedermann ersichtlich ist? Auch darüber wurde im 31. Frauenseminar rege diskutiert. Neben den beruflichen Aspekten hatte es aber auch Platz für private Gespräche und viel Humor. Fotos: AGVS-Medien
Tiziana Somma, Datenschutzbeauftragte der Raiffeisen Schweiz, freute sich über die zahlreichen Fragen, die ihr am zweiten Tag in der ersten Frauenseminarrunde vom 25. Oktober gestellt wurden. Beim Thema Datenschutz sei die Stimmung für gewöhnlich im Keller, sagte sie. Nicht so bei den Frauen aus dem Autogewerbe, die sich im See & Seminarhotel Alpina in Vitznau trafen und wissen wollten, was sich ab September 2023 für ihr Unternehmen im Umgang mit den Kundendaten ändern wird. Somma ging auf die Garagenwelt ein und unterbrach hin und wieder ihr Referat, um auf die Zwischenfragen einzugehen. «Eines muss man wissen, es gibt beim Datenschutz nicht Schwarz oder Weiss, sondern nur Grau», betonte sie. Neu war vielen die Information, dass es bei Auftragsfirmen, zum Beispiel bei einer Zusammenarbeit mit einer Druckerei, neu einen sogenannten Auftragsdatenverarbeitungsvertrag (ADV-Vertrag) braucht. Dieser regelt die für den Datenschutz gesicherten Pflichten, zum Beispiel einer sicheren Datenaufbewahrung. Und was geschieht mit einem Newsletter-Versand? Braucht es da künftig die Einwilligung der Kunden, wollte Alexandra Leimgruber-Jud, Geschäftsführerin der Automobile Jud AG im aargauischen Frick wissen. Für den Standort Schweiz lautet die Antwort: Nein. «Die Datenschutzregeln müssen aber immer zugänglich sein und zur Kenntnis genommen werden können.» Ein Häkchen zur Zustimmung brauche es, wie bereits im bestehenden Gesetz, das notabene aus dem Jahr 1992 stammt, in der neuen Verordnung nicht. «Ganz so düster wie ich es mir gedacht habe, scheint die Umstellung nicht zu werden», lautete das Fazit von Leimgruber-Jud am späteren Abend beim Apéro mit Blick auf den Vierwaldstättersee.
(v.l.n.r.) Tiziana Somma, Datenschutzbeauftragte der Raiffeisen Schweiz, Evelyn Harlacher, Fotografin und Inhaberin ihrer eigenen GmbH aus Zürich, Irene Nyffeler, Präsidentin der Arbeitsgruppe Frauenseminar.
Bei einem gediegenen Essen und einem Glas Wein bot sich den Teilnehmerinnen die Gelegenheit für weiteren Austausch über die Themen des Tages oder auch über Privates. Einige Frauen kannten sich bestens, sind sie doch bereits seit mehreren Jahren dabei. «Es ist mein zwölftes Frauenseminar und ich schätze es, allein anzureisen, so lernt man schneller auch neue Leute kennen», sagte Vreni Rüttimann von der Garage Rüttimann AG in Menznau LU. Es seien auch in diesem Jahr wichtige Themen, die die Branche bewegen. Dies trifft auch auf den Workshop zum Thema Cybersicherheit zu, durchgeführt von Arndt Kleibl, CEO der Beltronic Neseco IT GmbH in Mühlehorn GL. «Es war interessant, aber wir vertrauen hier auch auf unsere eigene IT-Abteilung», so Rüttimann.
Etwas anderes brachte Evelyn Harlacher, Fotografin und Inhaberin ihrer eigenen GmbH aus Zürich, ein. Sie zeigte, worauf es bei Portraitbildern und bei der Bebilderung einer Webseite ankommt. «Als Kunde will man bei einem Besuch genau den Showroom vorfinden, den man auch auf der Webseite gesehen hat», erklärte sie. Ein völlig anderes Bild verwirre den Kunden eher. Deshalb sei bei der Verwendung schöner lizenzfreier Bilder Vorsicht geboten. In ihrem Seminar ging sie zudem der Frage nach, warum sich viele Menschen selbst nicht gerne auf Fotos sehen. «Wir sehen uns im Spiegel anders als auf dem Foto», so Harlacher. Eine kleine Übung zeigte auch, dass bei den Teilnehmerinnen stark bearbeitete Bilder weniger gut ankamen. Sie bevorzugten ein natürliches Erscheinungsbild auf den präsentierten Fotos.
Das Frauenseminar fand in diesem Jahr vom 24. bis 26. Oktober statt. Vom 7. bis 9. November folgt eine weitere Austragung. Warum eigentlich nicht teilnehmen? Diese Frage stellte sich Sandra Ging, Leitung Buchhaltung in der Bächli Automobile AG in Siggenthal-Station AG als sie zufällig, wie sie sagte, auf das Frauenseminar aufmerksam wurde. «Ich wurde nicht enttäuscht, es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe und man nimmt sehr viel für den Arbeitsalltag mit, es gefällt mir sehr gut», lautete ihr Fazit zum Frauenseminar.
Irene Nyffeler tritt als Präsidentin der Arbeitsgruppe zurück
Sie spüre Wehmut, wenn sie an den Abschied denke, sagte Irene an ihrem letzten Frauenseminar, welches sie als Präsidentin mitorganisiert hatte. Es habe ihr immer Freude bereitet, diese aussergewöhnlichen Tage für die Frauen in der Branche zu gestalten und die Themen festzulegen. Nach elf Jahren in der Arbeitsgruppe, davon sechs Jahren als Präsidentin, tritt sie nun von diesem Amt zurück. «Ich freue mich auf neue Herausforderungen und auf mehr Zeit. Wir haben gleichzeitig einen Teil unseres Geschäfts an unsere Kinder übergeben», sagte sie. Die Garage Nyffeler AG in Lichtensteig SG vertritt seit dem Gründungsjahr 1961 die Marke Peugeot. Nun könne sie sich mehr ihrem grossen Hobby, dem Malen, widmen. Denn vor allem die letzten Seminare waren aus bekannten Gründen mit deutlich Mehraufwand und Unsicherheiten verbunden gewesen. Wer das Präsidium innerhalb der Arbeitsgruppe übernehmen wird, stand zum Zeitpunkt ihres Abschiedes noch nicht fest. Aber: Das nächste Frauenseminar findet in Wildhaus SG statt. Irene Nyffeler dazu: «Ich freue mich sehr und ich bin auch in Zukunft als Teilnehmerin auf jeden Fall dabei.»
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