Autogipfel mit EU-Präsidentin
Verschiebt sich das Verbrenner-Aus?
4. März 2024 agvs-upsa.ch – Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen traf sich mit den wichtigsten Autoherstellern. Resultat: Die Autoindustrie soll bei den CO2-Zielen mehr Spielraum und Zeit erhalten. Denn, so von der Leyen: «Bei den CO2-Zielen ist eindeutig mehr Flexibilität gefordert. Hier gilt es, ein Gleichgewicht zu finden.» Jürg A. Stettler
Gruppenfoto der Autochefs mit den EU-Politikern nach dem Autogipfel. Foto: ACEA
Europäische Fahrzeughersteller und Automobilzulieferer haben Hunderte Milliarden Franken investiert, um die emissionsfreie Mobilität zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell zu machen. Doch der Markt für Elektro-Fahrzeuge entwickelt sich nicht schnell genug. Denn viele Menschen – nicht nur in der Schweiz, sondern eben auch in Europa – zögern mit dem Kauf eines Elektro-Autos. Daher sinken auch die CO2-Werte der Neuwagenflotten viel langsamer als ursprünglich geplant. Autoindustrie und -gewerbe verlangen schon lange ein Überdenken des für 2035 angedachten Verbrenner-Aus. Und diese Jahreszahl scheint nicht mehr in Stein gemeisselt!
Nun sassen wichtige Akteure der Autobranche mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zusammen und diskutierten über einen pragmatischeren Ansatz zur Dekarbonisierung. Dieser sollte auf Technologieneutralität beruhen und eine Realitätsprüfung des geplanten Übergangs zur nachhaltigen Mobilität umfassen. «Die Diskussion war gut, intensiv und produktiv», meinte die 66-Jährige nach dem Autogipfel. Und Ola Källenius, Mercedes-Chef und zugleich Präsident des Europäischen Automobilherstellerverbandes, ergänzt: «Dieser strategische Dialog kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Der Wandel unserer Automobilindustrie ist in vollem Gange, und jetzt müssen wir einen Rahmen definieren, der die Wettbewerbsfähigkeit der EU in diesem kritischen Sektor sichert.» Er begrüsst den Fokus auf die beschleunigte Einführung des autonomen Fahrens und die vorgeschlagenen CO2-Entlastungsmassnahmen für 2025 für Personen- und Lieferwagen.
Die Elektro-Mobilität kommt in Europa nicht richtig in Schwung, daher drohen den Autoherstellern hohe Sanktionen für Vergehen gehen die CO2-Flottwerte. Foto: Mercedes
Flexiblere CO2-Werte und Elektro-Strategie
Nach dem Autogipfel erklärte EU-Präsidentin von der Leyen, dass man die Test- und Bereitstellungsvorschriften für autonomes Fahren verbessern will, damit diese Fahrzeuge schneller auf die europäischen Strassen kommen und man hier im Innovationswettstreit, beispielsweise mit chinesischen Autoherstellern, nicht weiter ins Hintertreffen gerät. Viel wichtiger für die Autobranche ist jedoch, dass sich von der Leyen auch beim bislang starren Elektro-Fahrplan und den CO2-Flottenwerten, die horrende Strafzahlungen für die europäische Autoindustrie zur Folge hätten, bewegen will. «Bei den CO2-Zielen ist eindeutig mehr Flexibilität gefordert. Hier gilt es, ein Gleichgewicht zu finden. Einerseits brauchen wir Planbarkeit und Fairness für die Vorreiter, die erfolgreich ihre Hausaufgaben gemacht haben», erklärte sie. «Wir müssen uns also an die vereinbarten Ziele halten. Andererseits müssen wir aber auch auf die Stimmen derjenigen hören, die in diesen schwierigen Zeiten mehr Pragmatismus fordern und für Technologieneutralität plädieren – vor allem, wenn es um die Ziele für 2025 und die Sanktionen geht, die beim Verfehlen dieser Ziele drohen.»
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Foto: EU-Kommission
Daher will EU-Präsidentin Ursula von der Leyen noch diesen Monat eine gezielte Änderung der Verordnung über CO2-Emissionsnormen vorschlagen. Statt einer jährlichen Compliance-Pflicht sollen die Unternehmen drei Jahre Zeit haben, die Ziele zu erreichen. Dadurch erhält die Industrie mehr Spielraum und mehr Klarheit, ohne dass die vereinbarten CO2-Ziele geändert werden. «Ich bin sicher, dass sich das Europäische Parlament und der Rat rasch auf eine solche gezielte Änderung einigen können», erläuterte die Spitzenpolitikerin, die ebenfalls direkte Unterstützungsmassnahmen für Batteriehersteller in der EU prüfen will.
Die Automobilindustrie würdigt diese gemeinsamen Anstrengungen der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und der Kommissare Tzitzikostas, Séjourné, Minzatu, Virkkunen und Hoekstra, die sich in dieser kritischen Phase für unseren Sektor einsetzen. Und Matthias Zink, Präsident des Europäischen Verbandes der Automobilzulieferer, machte deutlich, dass auch die Zulieferer ihren Teil zu diesem Wandel beitragen wollen: «Die Zulieferer treiben zusammen mit den Fahrzeugherstellern die Dekarbonisierung des Automobilsektors voran – und wir werden es schaffen. Aber eine grössere Flexibilität ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass der Übergang sowohl ehrgeizig als auch realistisch erreichbar ist.» Nun wird spannend sein, wie der gemeinsam Aktionsplan im Detail aussieht und ob die Schweizer Politikerinnen und Politiker sich dem europäischen Vorbild anschliessen werden oder auf einem «Swiss Finish» beharren werden.

Europäische Fahrzeughersteller und Automobilzulieferer haben Hunderte Milliarden Franken investiert, um die emissionsfreie Mobilität zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell zu machen. Doch der Markt für Elektro-Fahrzeuge entwickelt sich nicht schnell genug. Denn viele Menschen – nicht nur in der Schweiz, sondern eben auch in Europa – zögern mit dem Kauf eines Elektro-Autos. Daher sinken auch die CO2-Werte der Neuwagenflotten viel langsamer als ursprünglich geplant. Autoindustrie und -gewerbe verlangen schon lange ein Überdenken des für 2035 angedachten Verbrenner-Aus. Und diese Jahreszahl scheint nicht mehr in Stein gemeisselt!
Nun sassen wichtige Akteure der Autobranche mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zusammen und diskutierten über einen pragmatischeren Ansatz zur Dekarbonisierung. Dieser sollte auf Technologieneutralität beruhen und eine Realitätsprüfung des geplanten Übergangs zur nachhaltigen Mobilität umfassen. «Die Diskussion war gut, intensiv und produktiv», meinte die 66-Jährige nach dem Autogipfel. Und Ola Källenius, Mercedes-Chef und zugleich Präsident des Europäischen Automobilherstellerverbandes, ergänzt: «Dieser strategische Dialog kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Der Wandel unserer Automobilindustrie ist in vollem Gange, und jetzt müssen wir einen Rahmen definieren, der die Wettbewerbsfähigkeit der EU in diesem kritischen Sektor sichert.» Er begrüsst den Fokus auf die beschleunigte Einführung des autonomen Fahrens und die vorgeschlagenen CO2-Entlastungsmassnahmen für 2025 für Personen- und Lieferwagen.

Flexiblere CO2-Werte und Elektro-Strategie
Nach dem Autogipfel erklärte EU-Präsidentin von der Leyen, dass man die Test- und Bereitstellungsvorschriften für autonomes Fahren verbessern will, damit diese Fahrzeuge schneller auf die europäischen Strassen kommen und man hier im Innovationswettstreit, beispielsweise mit chinesischen Autoherstellern, nicht weiter ins Hintertreffen gerät. Viel wichtiger für die Autobranche ist jedoch, dass sich von der Leyen auch beim bislang starren Elektro-Fahrplan und den CO2-Flottenwerten, die horrende Strafzahlungen für die europäische Autoindustrie zur Folge hätten, bewegen will. «Bei den CO2-Zielen ist eindeutig mehr Flexibilität gefordert. Hier gilt es, ein Gleichgewicht zu finden. Einerseits brauchen wir Planbarkeit und Fairness für die Vorreiter, die erfolgreich ihre Hausaufgaben gemacht haben», erklärte sie. «Wir müssen uns also an die vereinbarten Ziele halten. Andererseits müssen wir aber auch auf die Stimmen derjenigen hören, die in diesen schwierigen Zeiten mehr Pragmatismus fordern und für Technologieneutralität plädieren – vor allem, wenn es um die Ziele für 2025 und die Sanktionen geht, die beim Verfehlen dieser Ziele drohen.»

Daher will EU-Präsidentin Ursula von der Leyen noch diesen Monat eine gezielte Änderung der Verordnung über CO2-Emissionsnormen vorschlagen. Statt einer jährlichen Compliance-Pflicht sollen die Unternehmen drei Jahre Zeit haben, die Ziele zu erreichen. Dadurch erhält die Industrie mehr Spielraum und mehr Klarheit, ohne dass die vereinbarten CO2-Ziele geändert werden. «Ich bin sicher, dass sich das Europäische Parlament und der Rat rasch auf eine solche gezielte Änderung einigen können», erläuterte die Spitzenpolitikerin, die ebenfalls direkte Unterstützungsmassnahmen für Batteriehersteller in der EU prüfen will.
Die Automobilindustrie würdigt diese gemeinsamen Anstrengungen der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und der Kommissare Tzitzikostas, Séjourné, Minzatu, Virkkunen und Hoekstra, die sich in dieser kritischen Phase für unseren Sektor einsetzen. Und Matthias Zink, Präsident des Europäischen Verbandes der Automobilzulieferer, machte deutlich, dass auch die Zulieferer ihren Teil zu diesem Wandel beitragen wollen: «Die Zulieferer treiben zusammen mit den Fahrzeugherstellern die Dekarbonisierung des Automobilsektors voran – und wir werden es schaffen. Aber eine grössere Flexibilität ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass der Übergang sowohl ehrgeizig als auch realistisch erreichbar ist.» Nun wird spannend sein, wie der gemeinsam Aktionsplan im Detail aussieht und ob die Schweizer Politikerinnen und Politiker sich dem europäischen Vorbild anschliessen werden oder auf einem «Swiss Finish» beharren werden.
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