«Schweizer wissen, was sie wollen»

Gründer Klaus Wohlfarth über KW

«Schweizer wissen, was sie wollen»

12. Mai 2023 agvs-upsa.ch – Die deutsche KW Automotive ist der weltgrösste Anbieter von Gewindefahrwerken, und seit 2021 gehören auch Reiger Suspension und der Leichtmetallräderhersteller BBS zur KW-Gruppe. Ein Gespräch mit KW-Gründer und -CEO Klaus Wohlfarth über sein Unternehmen, Fahrwerke, Chancen für Garagisten – und die Schweiz.

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Allein in den letzten drei Jahren von 450 auf über 1200 Mitarbeitende: Klaus Wohlfarth (l.) hat mit seinem Bruder Jürgen (r.) KW vom Tuningshop zum Weltmarktführer für individuell einstellbare Gewinde­fahrwerke gemacht. Foto: KW Automotive

tpf. Herr Wohlfarth, Ihr Bruder Jürgen und Sie haben KW binnen 31 Jahren von Ihrem Ein-Mann-Betrieb zum 1200 Mitarbeitende starken Unternehmen und weltgrössten Anbieter von in Höhe und Dämpfung einstellbaren Sportfahrwerken gemacht. Haben Sie noch Zeit, mal selbst einen Dämpfer abzustimmen?
Klaus Wohlfarth:
(Lacht.) Dafür hätte ich weder die Expertise noch das Talent. Was ich habe, ist Interesse an Technik und neuen Ansätzen. Und tut man, was man liebt, vergeht die Zeit zu schnell. Aber sehr gute Mitarbeitende erledigen für mich das Tagesgeschäft: So kann ich mich auf strategische Themen konzentrieren.

Sie sind Weltmarktführer bei ­Sportfahrwerken. Als Laie denkt man da: «Aha, Tuning – tief und hart.»
Wenn man wie wir eher grell auftritt, wird man gerne in die Tiefer-härter-Ecke gestellt. Aber härter war nie das Ziel, sondern besser und schöner. Es gibt viele Gründe für individuelle Fahrwerke: Der Rennsportkunde will schnell sein, der Strassenkunde mag es tiefer, höher, sportlicher, sicherer oder komfortabler. Ich kann deshalb gut mit dem Wort Tuning leben: Tuning heisst Optimierung – und Kunden zu geben, was sie wünschen.

Sie haben Stilllegungssätze für adaptive Fahrwerke. Wozu ein aufwendig entwickeltes Fahrwerk stilllegen?
Etwa 2005 kamen elektronisch geregelte Fahrwerke. Ist dann ein Rennsportfahrwerk gewünscht, verhindert der Plug-and-Play-Stilllegungssatz, dass eine Warnlampe oder der Notlaufmodus aktiv wird. Seit über zehn Jahren bieten wir selbst elektronisch geregelte DDC-Fahrwerke mit eigener Ventiltechnik an: Das ist für den Aftermarket einzigartig.

Sie entwickeln auch für Autohersteller. Wieso kommen BMW, Mercedes-AMG, Porsche oder Mini zu Ihnen?
Der Mini war eines unserer ersten Projekte als Rennfahrzeugausrüster eines Autoherstellers. Das war wie die Serienfahrwerke der Mercedes-AMG Black Series ein Meilenstein. Heute arbeiten wir für fast alle. Warum? Autohersteller haben für die Grossserie Systemlieferanten. Deshalb sind wir ausser am Aftermarket mit kleinen bis mittleren Serien bis zu 5000 Autos für OEM erfolgreich, weil wir in Forschung und Entwicklung stark sind.

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Erfolg mit den Firmenfarben Lila und Gelb: KW brachte die ersten strassenlegalen Gewindefahrwerke und ist heute sogar in China und den USA sowie als Entwickler für viele Automarken tätig. Foto: KW Automotive

Wieso haben Sie 2021 das Risiko gewagt, den insolventen Räderhersteller BBS zu übernehmen?
Das Problem von heute ist die Chance von morgen! BBS wollte sich wieder auf den Aftermarket konzentrieren, hat das aber nicht getan. KW ist im Aftermarkt zuhause: Das hat uns grossgemacht und ist unsere Vision für BBS. Der erste Schritt: BBS Unlimited mit fast grenzenloser Konfiguration – und Innovation. Das BBS-Unlimited-Rad passen Sie mit innovativen Zentrierringen auf fast alle Autos an und nehmen es beim Autowechsel mit.

Die Schweiz war nicht nur das erste Land, in dem Sie eine Auslandsniederlassung gegründet haben, sondern sogar Ihr erstes Exportland überhaupt. Warum?
Weil die Schweizer auf mich zugekommen sind. Meine ersten Kontakte waren Felix Wyder und Peter Banz – der heute KW Automotive Schweiz leitet – von Delta Motor aus Eich LU. Die Schweiz ist ein Markt voller anspruchsvoller Enthusiasten: Schweizer wissen, was sie wollen, und dass gute Produkte und guter Service ihren Preis haben. Die Kundenzufriedenheit hat uns loyale Händler und Kunden beschert. Auch weil wir nicht von A über B nach C liefern, sondern direkt von A nach C und unsere Berater eigens ausgebildet werden.

Was brauche ich als Garagist, um zwecks Zusatzgeschäft dabei zu sein in der KW-Welt?
Den Willen – wo der ist, ist auch ein Weg. Natürlich muss man eine Garage oder einen Handel haben, aber bei unseren Partnern zählen für uns nicht Umsatz und Grösse, sondern der Wille, sich auszubilden, zu engagieren und zu lernen. Bei uns zählt das Commitment – und wer mehr macht, verdient mehr. Deshalb haben wir viele langjährige Partner.

Sie sind jetzt 53 Jahre alt und sehr erfolgreich. Wollen Sie irgendwann kürzertreten?
Nein! Ich liebe die Herausforderung, wir haben viele Visionen – siehe BBS. Motorsportlich gesagt: Es stehen viele Rennen an, die wir gewinnen wollen, nachdem wir bereits viele gewonnen haben. Mein Bruder Jürgen und ich wollten mit unserem Kadett nur mal in die Zeitung. Heute ist BBS Exklusivlieferant von Formel 1 und Nascar, wir haben mit Reiger Suspension die Rallye Dakar und neun Mal die 24 Stunden auf der Nordschleife gewonnen. Das gibt mir Energie.
 
KW: Erfolgsstory auf Schwäbisch
Mit, wie er sagt, «viel Enthusiasmus, aber wenig Erfahrung», eröffnete Klaus Wohlfarth (53) 1992 in Murrhardt (D) ein 75-Quadratmeter-Geschäft für Autozubehör mit seinen Initialen: KW Tuning. Später stiess sein Bruder Jürgen hinzu, mit dem er Rennen fuhr. 1995 kam das erste legale höheneinstellbare Gewindefahrwerk, 1999 das DTC-Rennteam, 2002 der erste Sieg eines KW-Fahrwerks beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. BBS ist Ausrüster der Formel 1 und Nascar, auch Marken wie BMW, Mercedes-AMG oder Porsche vertrauen im Kundensport auf KW Rennsportdämpfer. KW Automotive («Für jeden Anspruch das passende Fahrwerk») ist von Fichtenberg (D) aus weltweit aktiv. Marken: KW und ST Suspensions sowie AP, Belltech, LSD Doors sowie seit 2021 der Rally- und Offroad-Experte Reiger Suspension aus den Niederlanden und der deutsche Leichtmetallräderhersteller BBS.
KW Schweiz: Über 100 Partner
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In der Schweiz entstand 2001 die erste KW-Auslandsniederlassung, heute gibt es hier über 100 KW-Einbaupartner. Die KW Automotive (Schweiz) AG bietet von Rotkreuz LU aus neben KW-Produkten wie Gewinde-, Rennsport-, Clubsport- und Classic-Fahrwerken neu auch BBS-Räder an. Geschäftsführer ist Peter Banz (3.v.l.): Der Youngtimer-Fan ist seit der ersten Stunde dabei. Ihm zur Seite stehen Priska Bichsel (1.v.l., seit 2022, Rechnungswesen), Bruno Mehr (2.v.l., 2004, technischer Support/Verkauf Innendienst), Maurice Schindler (4.v.l., 2018, Verkauf/BBS), Dominic Romagna (5.v.l., 2023, Lager/Versand/Kundensupport) und Benno Wigger (6.v.l., 2002, technischer Support/Verkauf Innendienst).

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